UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

seit November 2003 bei www.rtl.de

Heidi Klum-Kolumne für RTL.de

  

Heidi: "Mein Catwalk als Engel und der BAMBI!"

Momentan geht’s bei mir Schlag auf Schlag und ich weiß manchmal gar nicht richtig, wo mir der Kopf steht. Shila, meine süße Hundedame, macht schon seit Wochen bei meinen Eltern Urlaub, weil ich ihr die vielen Reisen nicht zumuten will. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass sie Shila dabei hatten, als sie mich jetzt eine Woche lang besuchten. Anlass war die Victoria’s Secret Show Mitte November. Und stellt euch vor: Shila wusste sofort wieder, welchen Weg sie zu meiner Wohnungstür nehmen musste. War das eine Freude!
    
Seit der Show war schon wieder viel los. Erst einige TV-Auftritte in den USA, dann die Tschibo-Goldmodenschau in Hamburg, wo ich die Brillis präsentieren durfte, und eine Woche später – wieder in Hamburg – die Bambi-Verleihung! Es ehrt mich natürlich, dieses Tierchen zu bekommen. Ich werde es an einen sicheren Platz stellen, damit Shila nicht denkt, sie hätte einen neuen Spielkameraden!
Von den Events in Deutschland wird hier sicher mehr berichtet als von denen in Amerika. Also will ich lieber einen Schritt zurückgehen und etwas von der Victoria’s Secret Show erzählen, was nicht überall zu lesen ist. So könnt ihr mich ein wenig bei meinem Catwalk-Tag begleiten.

   

Heidi: "Die wunderbare Haarvermehrung am Vormittag"

Erst mal habe ich morgens lecker mit meinen Eltern bei mir zuhause gefrühstückt. Es war toll, dass sie rechtzeitig in New York angekommen waren, und ich wollte sie natürlich die ganze Zeit um mich haben. Sie haben auch tatsächlich alles geduldig mitgemacht und mich zu Italo begleitet. Das ist ein Frisör, der mein Haar wundersam vermehren sollte.
   
Die Leute von Victoria’s Secret hatten die Idee, dass dieses Jahr alle Mädchen mit Lockenmähnen laufen sollten. Weil meine glatten Haare besonders voluminös und üppig wirken sollten, brauchte ich künstlich angebrachte Haarsträhnen. Italo wählte verschiedene Schattierungen aus und klebte die Strähnen an meine eigenen Haare an. Als ich schließlich aus dem Laden rausging, hatte ich viel mehr Haare als vorher und auch viel längere.
   
Ich selbst hatte in den Tagen zuvor versucht, meinen Körper etwas fitter zu machen: möglichst viel Bewegung, fettarmes Essen, viel Salat und Gemüse. David Kirsch, der mich regelmäßig trainiert und vor solch großen Events oft auch bekocht, hätte mich gern noch ausgiebiger auf den Catwalk vorbereitet, aber ich war dieses Jahr wirklich in Zeitnot. Sorry, David!

  

Heidi: "Meine Probe mit Tyra, Naomi, Gisele & Co."

Die nächste Station war dann schon der Ort des Geschehens: eine ehemalige New Yorker Munitionsfabrik an der Lexington Avenue. Mir begegneten immer wieder Soldaten, und im Keller, wo wir später geschminkt wurden, standen Militärfahrzeuge.
  
Zur Stellprobe konnten wir in normaler Kleidung kommen, aber meine Mutter meinte später, ich hätte neben den bauchfrei-Shirts und hochhackigen Schuhen der anderen Mädchen wie „ein kleiner Gartenzwerg“ ausgesehen. Nur weil ich eine Strickmütze auf dem Kopf hatte, einen Batikrock und Turnschuhe trug.
Insgesamt waren wir etwa 20 Models. Gisele Bündchen, Tyra Banks, Adriana Lima, Naomi Campbell, Karolina Kurkova, Carmen Kass und Mini Anden waren dabei. Wir schritten auf und ab und probierten auch schon mal unsere Engelsflügel an, was lustig aussah zu den normalen Straßenklamotten.
   
Ich hatte das Glück, die riesigen weiß-goldenen Glitzer-Flügel für die Show tragen zu dürfen. Sie sind doppelt so groß wie die übrigen, etwa vier Meter hoch, schätze ich. Ich hatte mich auf Anhieb in sie verliebt, als ich sie einige Zeit zuvor gesehen hatte. „Das sind meine Flügel!“ sagte ich damals spontan und hatte natürlich keine Ahnung, dass das wahr werden würde. Der Nachteil der Monster-Flügel: Sie sind super schwer!

  

"Weiter mit Schminken und Interviews in Satin-Mäntelchen."

Gegen 13 Uhr fing das Schminken an. In den Kellerräumen wimmelte es von Models und Make up-Leuten. Charlie Green, die in den USA einen sehr guten Namen hat, nahm mich unter ihre Fittiche und schminkte mich einerseits natürlich, andererseits aber auch sehr glamourös. An meinen Haaren arbeiteten etliche Hände gleichzeitig, um sie in eine füllige Lockenpracht zu verwandeln. Mein ganzer Körper wurde mit braunem Glitter-Gel eingerieben.
  
Während des Stylings waren wir übrigens nicht nur unter uns, sondern es war wie im Taubenschlag, weil so viele Radio- und TV-Sender Interviews machen wollten. Team nach Team wurde durchgeschleust. Ich habe mindestens 30 Interviews gegeben. Und dann klingelte zwischendurch noch mein Handy. Für Essen war da gar keine richtige Zeit. Als zwischendrin mein Magen knurrte, fütterte mich einfach jemand mit Häppchen.
Schließlich waren alle mit meinem Outfit zufrieden und ich wurde in die Garderobe entlassen.
  
Wie jedes Model habe ich da einen Ständer mit den Teilen, die ich in der Show zeigen soll, und eine Helferin, die beim Umziehen assistiert. Selbst da herrschte aber bis zur letzten Sekunde und auch noch während der Show geschäftiges Treiben. Etwa zehn Nähmaschinen waren im Einsatz. Hier wurde noch etwas gerafft, da etwas geändert oder festgesteckt. Es war eine aufregende und spannungsgeladene Atmosphäre, auch wenn wir Models bis zum Show-Beginn relativ relaxed in roten Satin- Bademäntelchen da saßen und quatschten.

  

Heidi am Nachmittag: "Juwelen, Federn und viel Haut!"

Und dann ging’s los: Tyra war die erste, die lief. Da hatte die Show aber im Prinzip schon begonnen, denn sie stand unter dem Motto „Broadway“ und bot eine Mischung aus Musik, Gesang und Tanz. Der Auftakt sei sehr schön gewesen, erzählten meine Eltern, die ganz vorne saßen: Ein Engel schwebte scheinbar vom Himmel auf den Laufsteg und verschwand anschließend spurlos in einer Nebelwolke. Ansonsten vermischten sich Elemente der Modenschau mit dem übrigen künstlerischen Programm. Rapper Eve war da und Sting sang ein Duett mit Mary J. Blige.
  
Ich weiß gar nicht, ob das in Deutschland bekannt ist: Die Fashion Show findet zweimal statt. Um 15 Uhr und um 20 Uhr. Die Nachmittagsgäste kommen meist aus dem Umfeld von Victoria’s Secret, die Abendgäste sind Schauspieler, Politiker, Künstler und andere VIPs. Das Programm ist dasselbe. Dazwischen werden wir Models nur noch mal ein bisschen von den Stylisten „aufgefrischt“.
  
Ich hatte drei Auftritte: Zuerst trug ich zu kleinen Stiefelchen eine sportliche Kombination mit breitem Höschen und schwarzweißem Oberteil, an dessen Rückenteil eine kleine Schleppe angesetzt war. Das zweite Mal kam ich auf den Laufsteg mit dem Juwelen besetzten Zweiteiler, der schon im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt hatte: Das Oberteil, das 11 Millionen Dollar wertvoll ist, war mir doch tatsächlich in einer Fernsehshow gerissen! Zum Glück ging dabei keiner der 2809 Diamanten verloren. Viele hatten gedacht, das sei ein geplanter TV-Gag gewesen. War’s aber nicht. Und damit sich ähnlich Peinliches nicht bei der Show wiederholen konnte, hatten die Designer von Victoria’s Secret vorsichtshalber die kostbaren Teile auf einen roten Bikini aufgenäht. Dazu trug ich ein rotes Pelzjäckchen und Sandalen.
   
Mein dritter Auftritt war der mit den großen Engelsflügeln. Es war sogar das letzte Bild vorm großen Finale. Dazu trug ich einen silbrig schimmernden, über und über mit Strass verzierten Bikini. Das Laufen war eine schwierige Sache. Zum einen wegen des großen Gewichts der Flügel, zum anderen weil meine 15 Zentimeter hohen Absätze in den Silber-Pailletten versanken, mit denen der gesamte Catwalk mehrere Zentimeter dick bestreut war. Zum Glück hat alles gut geklappt! Auch bei den anderen Mädchen ging alles glatt.
  
Kleines Missgeschick beim großen Finale: Meine riesigen Flügel, die mancher aus Versehen auch schon ins Gesicht bekommen hatte, passten kaum durch den Bühnenzugang und so brach bei der Nachmittags-Show an einer Spitze etwas ab. Der Schaden war jedoch bis zum Abend wieder behoben und ich versuchte dann, mich an der Bühnendekoration vorbei zu ducken.

   

Heidi: "So wars auf der Aftershow-Party"

Die After Show Party nach einer gelungenen Veranstaltung ist immer eine tolle Sache. Alle sind guter Stimmung und plötzlich ganz locker. Ich war noch eine gute Stunde da, um mich mit den Gästen zu unterhalten. Rap-Impressario P. Diddy hatte mich schon während der Show verblüfft: Er hatte Dollarnoten auf den Laufsteg geworfen!

Zu den vielen Gästen gehörte auch Chris Noth von „Sex and the City“, den ich von den Dreharbeiten ja her kannte. Dann war natürlich auch Pascal Mouawad da, dessen Juweliere am Elf-Millionen-Dollar-BH gearbeitet hatten. Er freute sich, dass ich bei der Party zum schwarzen Kleid ein Kleeblatt aus meiner Schmuckkollektion trug, die ich mit Mouawad herausgebracht habe. Toll fanden wir beide, dass ein Collier aus der Linie an Naomis Hals zu weißen Dessous in der Show einen großen Auftritt hatte. Aber er selbst hatte nicht ein einziges Schmuckteil an, statt Manschettenknöpfen sogar ganz simple Knöpfe!
Nach der After Show Party gab’s dann noch sozusagen eine After After Show Party oder wie ich das nennen soll. Im kleinen Rahmen traf man sich da noch mal etwa eine Viertelstunde von der Munitionsfabrik entfernt. Donald Trump erzählte mir da doch tatsächlich, dass sein Großvater aus Bad Dürkheim stammt.
       
Ich blieb nicht zu lange auf der Party, weil ich wusste, dass es auch an den nächsten Tagen spät werden würde. Allein in drei TV-Shows war ich eingeladen, um von der Show zu erzählen. Ich würde einmal mit – vermeintlich – kurzen Haaren auftreten, einmal mit den großen Flügeln zum schwarzen Kostüm.
 Worauf ich mich freute, als ich nach dem langen Show-Tag nach Hause fuhr? Das kann ich haargenau sagen: auf ein Schwarzbrot mit Leberwurst. Das hatten meine Eltern mitgebracht.

» Heidis Kolumne wurde aufgezeichnet von Ute Glaser 

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