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Journalistin

 

Freitag, 22. August 2003
    

  

Hof in Kürten bietet Reiterferien mit Übernachtung an

Von Ute Glaser

Leonie hat keine Zeit, sitzt startklar auf Shetty Ringli und freut sich auf den Ausritt. Seit einem halben Jahr kommt sie mit Feuereifer zweimal die Woche zum Ferienhof Biesenbach im Kürtener Ortsteil Weiden, um zu reiten."Dass man Pflegepferde hat", die sich putzen und bemuttern lassen, findet sie toll. Ein kurzer Ruck am Zügel - und schon geht's los.

Reiterhof Mit dabei ist Evelyn Biesenbach, die Tochter des Familienbetriebs. Die 26-Jährige, ausgebildet als Sozialpädagogin und Reitlehrerin, ist das Herz aller Reitaktivitäten des Hofes. Vor dem Ausritt hatte sie Voltigierer in der Halle unterrichtet. "Das ist lustig", kommentiert Jill den Reitspaß, bei dem die Kinder bisweilen zu zweit auf einem Pferderücken sitzen dürfen. Genauso wichtig sind für die Mädchen das Absatteln, Striegeln, Huf-Auskratzen - und das Gekicher. Leonie und Jill (beide 10) haben es als Mädchen aus Kürten gut: Für sie liegt der kinderfreundliche Hof fast vor der Tür. Traum für die Großstadtkinder "Von mir aus können die den ganzen Tag hier sein", sagt Evelyn Biesenbach. Ein Angebot, von dem Großstadtkinder nur träumen können. Für sie sind Reiterferien eine Chance, um sich mit den großen Vierbeinern anzufreunden. Der Weidener Hof bietet das seit etwa zehn Jahren während aller Schulferien in Nordrhein-Westfalen an. Kinder aus dem Ruhrgebiet, aus Frankreich und sogar aus Kalifornien waren schon zu Gast.

Anfänger genauso wie Fortgeschrittene, denn jede Feriengruppe wird nach Fähigkeiten unterteilt. Als Ausrüstung genügen feste Schuhe und Fahrradhelm. "Was sollen die sich eine teuere Reitkappe kaufen?", winkt Evelyn Biesenbach ab. Der Clou für die Pänz ist die "rustikale Übernachtung" im Schlafsaal. Dessen Betten seien immer schnell ausgebucht, erzählen Gundi und Hans Biesenbach, die in jeder Feriengruppe auch Tageskinder aufnehmen. Hans Biesenbach: "Die frühstücken mit den anderen und werden nach dem Abendprogramm gegen 20 Uhr abgeholt." Ein Angebot, das für Antonia (10) und Anna (9) aus Wipperfürth attraktiv sein könnte. Doch die Schwestern gestehen grinsend, dass sie das Übernachten besser finden: Das sei "lustig" mit so vielen. Und ohne Eltern. Hans Biesenbach, der als Zehnjähriger das Kommuniongeld in sein erstes Pferd investierte, hat dafür volles Verständnis. Die Mädchen seien meist Pferdenärrinnen. "Die laufen schon vor dem Frühstück raus zu den Tieren."

Sein Herz schlägt für beides: Kinder und Pferde. Deshalb lernte er zwar das Bäcker-Handwerk, übernahm aber nicht die elterliche Bäckerei, sondern kaufte 1988 den heruntergekommenen Weidener Bauernhof, um auf ihm seinen Traum vom Miteinander von Mensch und Pferd zu verwirklichen. Neben Tochter Evelyn ist Ehefrau Gundi ins Hofleben eingebunden. Sie kocht, serviert und ist das "Zimmermädchen". Die Söhne Michael (24) und Andreas (20) gehen beruflich andere Wege, helfen aber oft ebenfalls mit. Eine Spezialität der Biesenbachs sind ihre Kaltblüter. "Diese dicken Pferde sind mein Hobby", sagt Hans Biesenbach. Er setzt sie gerne für Kutschfahrten ein und gibt Interessierten Fahrstunden. "Jetzt sind die schweren Kaltblüter ja wieder in, aber vor ein paar Jahren waren sie vom Aussterben bedroht." 15 stehen im Stall, und die Leute kommen von weit her, um sie zu reiten.

Das dürfen Ferienkinder auch. Aber grundsätzlich seien sie für Kinder zu groß, meint der Pferdefachmann. Deshalb habe sein Hof etwas, was Reitställe nur selten bieten: Ponys und Kleinpferde für Kinderreitstunden. "Mir ist wichtig, dass das Reiten Spaß macht und jeder reiten kann", sagt Evelyn Biesenbach. Aus Prinzip bekommen alle Ferienkinder ein Pflegepferd zum Betreuen. Heimweh? "Das kommt vor", meint Biesenbach. Oft seien die Eltern aber schuld, weil sie vor dem Schlafengehen anrufen. "Das Schlimmste sind die Handys." Jungen nimmt der 50-Jährige übrigens nur als Tageskinder auf. "Die Jungs machen das Putzen zwei bis drei Tage mit, dann sitzen sie auf der Bank und fragen: Herr Biesenbach, wann fahren Sie mit dem Trecker?"
  

INFORMATIONEN ZUM FERIENHOF (ug)
Eine Ferienwoche für Mädchen (10 bis 16 Jahre) kostet 250 Euro inklusive Vollpension, Übernachten im Schlafsaal und Reiten. Tageskinder ohne Übernachtung zahlen 190 Euro. Einen Ferien-Sonderpreis gibt's beim Voltigieren: Die Stunde kostet 5 Euro. Pony-Time für Drei- bis Sechsjährige ist mittwochs (14 bis 15 Uhr) und donnerstags (15.30 bis 16.30 Uhr). 5 Euro kostet die Stunde, zu der ein Fahrradhelm mitgebracht werden soll. Reitunterricht ja oder nein? Jeder kann 15 Minuten lang kostenlos zur Probe reiten. Das Schnupperwochenende "Fahren von Gespannen" dauert von Freitag (16 Uhr) bis Sonntag (18 Uhr) und kostet 130 Euro inklusive Übernachtung, Vollpension, Fahrlektionen und Theorie.

Was es noch gibt? Reitstunden für jedes Alter (Warteliste), Ponyverleih mit und ohne Begleitung, Übernachtung für Einzelgäste und Familien, Kutsch- und Planwagenfahrten, private Feste in der Kutscherstube, Fahrunterricht bis zum Silbernen Fahrabzeichen. Ferienhof Biesenbach, Weidener Str. 66 in Kürten-Weiden, 0 22 68 / 28 82, Fax 0 22 68 / 32 44; eMail: info@ferienhof-biesenbach.de, Internet: www.ferienhof-biesenbach.de

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