Mittwoch, 17. Mai 2006
UNSERE STADT: Zeit-Dieb Von Ute Glaser Ich habe oft das Gefühl, dass derselbe Weg mal kürzer und mal länger ist. Wenn ich von zuhause mit dem Auto irgendwohin fahre, zieht sich die Strecke bisweilen wie Kaugummi, während sie heimwärts viel fixer absolviert ist. Sie scheint wesentlich kürzer zu sein. Hirngespinst! So sagte ich mir bisher. Dabei beobachte ich dieses Phänomen wiederholt und vor allem bei Routen, die ich erstmalig fahre. Ganz speziell im Bergischen. Die Hinreise, dünkt mich, führt ans Weltende - gleich hinter der nächsten Kurve. Der Weg dehnt sich proportional zum Anstieg meines Pulses beim Blick auf die Uhr. Ob ich das noch pünktlich schaffe? Auf der Rückfahrt sitze ich dagegen entspannt hinterm Steuer und wundere mich, warum mir die Strecke eben noch eine Ewigkeit zu dauern schien. Sie kommt mir nun definitiv kürzer vor. Dieses Phänomen, das ich bislang als Täuschung interpretierte, lässt sich endlich - genauen Schilder-Aufstellern im Rheinisch-Bergischen Kreis sei Dank - beweisen: zwischen zwei Ortschaften in Kürten. Fahren Sie mal von Petersberg nach Weier. Das Ortsausgangsschild mit dem roten Querbalken stimmt Sie präzise auf Ihr Ziel ein: "Weier 1 km". Und jetzt zurück! Dabei den Blick aufs Ortsausgangsschild Weier nicht vergessen: "Petersberg 650 m". Eine sehr schöne Strecke übrigens, kurvig durch Weiden. Die könnte meinethalben so lang bleiben wie sie will.
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