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Journalistin

 

Donnerstag, 11. September 2003
    

  

Landwirt Hans Peter Hey hat eine neuartige Heizanlage einbauen lassen

Von Ute Glaser

Bergisch Gladbach. Der Bauernhof der Familie Hey hat Zuwachs bekommen: Zu den 78 Milchkühen und dem Bullen hat sich noch ein Dachs gesellt. Mit 520 Kilogramm ist das ein schwerer Brocken, allerdings äußerst pflegeleicht. Er braucht fast keine Betreuung, solange er ausreichend Nahrung erhält - bei Heys Öl -, ansonsten auch Gas oder Rapsöl. Denn dieser "Dachs" ist eine Heizungsanlage der besonderen Art.

Sie wärmt nicht nur Gebäude und Wasser, sondern erzeugt auch Strom und soll überdies nach ein paar Jahren zur Spardose werden. Huberta und Hans Peter Hey sind die ersten Landwirte im Rheinland, die mit einem "Dachs" in die eigene Stromerzeugung eingestiegen sind. Für einen Milchviehbetrieb wie den ihren in Bergisch Gladbach gibt es wenig Möglichkeiten, Kosten zu sparen. Sie hat überzeugt, was Michael Montag ihnen vorgerechnet hat: Rund 4 000 Euro, so der Geschäftsführer der Montag & Rappenhöner GmbH aus Kürten, kann der Hof alljährlich durch die neue Heizanlage einsparen. Zwar hat der Einbau 17 000 Euro gekostet, doch bei dem hohen Energiebedarf des Hofs amortisiert sich diese Investition bereits nach viereinhalb Jahren. Danach hat die Familie jedes Jahr 4 000 Euro weniger Ausgaben. Hoch gerechnet auf die 20-jährige Lebenszeit des "Dachses" könnten das durchaus 60 000 Euro mehr im Portmonee sein.

Zum einen entfällt für Heizkraftanlagen wie den "Dachs" die Mineralölsteuer. Das bedeutet für die Heys etwa 700 Euro Ersparnis im Jahr. Hinzu kommt, dass die Anlage nicht nur 15 bis 20 Kilowatt Wärme pro Stunde erzeugt, sondern "nebenbei" noch 5,5 Kilowatt Strom. Die selbst erzeugte Energie betreibt inzwischen alle stromfressenden Geräte des Hofs kostenlos: Melkmaschinen, Kühlung, Gülle- und Wasserpumpe sowie Haushaltsgeräte. Angesichts des Jahresstromverbrauchs von gut 35 000 Kilowattstunden (kWh) ist die Einsparung durch die Gratis-Energie aus dem Keller enorm. Da der Strom beim Heizen als "Abfallprodukt" entsteht, können im Sommer Versorgungslücken auftreten, die automatisch vom öffentlichen Netz abgedeckt werden. Die dadurch entstehenden Stromkosten, sagt Montag, würden aber wettgemacht durch den Erlös aus eingespeistem Strom.

Denn immer wenn die 5,5 Kilowatt selbst erzeugter Strom nicht komplett vom Bauernhof benötigt werden, wird die ungenutzte Energie ans öffentliche Netz abgegeben. Das wird mit etwa 7,8 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Am Zähler können Heys dann ablesen, was ihr "Dachs" gerade mal wieder verdient. Dazu kommt der ökologische Gewinn, weil Energieverluste durch lange Wege zwischen Erzeuger und Nutzer wegfallen.

Kontakt: Montag & Rappenhöner GmbH: 0 22 07 / 56 70. Familie Hey: 0 22 07 / 5 54 81.

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