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Journalistin

  

Heft 4/2006 Oktober - Dezember 2006

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

Umleitung ins Bergische Land: Tipps von Drei-Sterne-Koch Dieter Müller im Reisemagazin abenteuer&reisen Spezial Deutschland   

Firmenporträt: Faszination Feuer - Kamine Breidenbach, Kürten   

Firmenporträt: Der Farben-Boom - iSL-Chemie, Kürten   

Gastrotipp: Frisch aus dem Topf - Bergischer Hof, Overath-Marialinden  

   

Umleitung ins Bergische Land

Dieter Müllers Tipps im Reise-Magazin

Das Bergische Land scheint als Touristen-Ziel im Aufwind zu sein. Die Übernachtungszahlen stiegen in der ersten Jahreshälfte und jetzt kommt das Bergische Land auch noch im Sonderheft des Reisemagazins „abenteuer & reisen“ groß raus – jedenfalls im Vergleich zu anderen nordrhein-westfälischen Regionen: NRW-Urlauber sollen nach Meinung der Redaktion eine „Umleitung“ ins bergische „Genuss-Reich“ machen.

            Das Sonderheft „abenteuer & reisen extra Deutschland 2006“, das zum Oktober 2006 erscheint, stellt das Reiseland Deutschland in all seinen Facetten dar. Jedem Bundesland ist eine mehrseitige Reportage gewidmet – in NRW führt sie durchs Ruhrgebiet. Hinzu kommen auf zwei Seiten Tipps zu Sehenswertem, Festen und regionalen Besonderheiten, zudem ein Städtetipp – Köln für NRW – sowie eine „Umleitung“. Sie führt in NRW ins Bergische Land unter dem Titel „Genuss-Reich! Hügel, Wasser, Fachwerk und viel Grün: Naturnahes Erholen vor den Toren Kölns“. Das Besondere: Die Schönheiten der Region werden von Drei-Sterne-Koch Dieter Müller vom Bergisch Gladbacher Schlosshotel Lerbach präsentiert. Er rät zu Wanderungen an der Dhünntalsperre – wo er „vor allem Spaziergänge mit dem Hund“ genieße – und dem Besuch des Altenberger Doms, außerdem zu Schul- und Papiermuseum, Schloss Homburg, Bergisches Freilichtmuseum und Kürtens Golfplatz, den er „der Aussicht wegen“ bevorzuge.

            Das Bergische ist auch bei den NRW-Tipps – im Vergleich zu Sauerland, Eifel und anderen Regionen – bestens vertreten: Die Redaktion empfiehlt unter „schlag nach!“ Dieter Müllers Lebenswerk-Kochbuch „Dieter Müller“, unter „sich wohl fühlen!“ eine Visite des Mediterana in Bergisch Gladbach und unter „mahlzeit!“ den Genuss der Bergischen Kaffeetafel sowie ein zünftiges Kölsch.

            Das „abenteuer & reisen extra Deutschland“ erscheint in einer Auflage von rund 250 000 Exemplaren und ist im Zeitschriftenhandel erhältlich. Zudem wird dieses Magazin „in den Flugzeugen der Lufthansa ausgelegt sowie an die Mitglieder des Reiseclubs ,Viva d’Or’ versendet“, freut sich Aleksandra Krolak von Nordrhein-Westfalen Tourismus. „Zusätzlich wird es im Dezember 2006 voraussichtlich in den Zügen der Deutschen Bahn ausgehängt sowie in den Flugzeugen der DBA als Bordmagazin ausgelegt.“
Ute Glaser

DIETER MÜLLER
von Dieter Müller
fotografiert von Luzia Ellert
aufgezeichnet von Ingo Swoboda
Collection Rolf Heyne
392 Seiten, 300 Rezepte
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 3-89910-213-4
55 Euro

    
   

Faszination Feuer

Kamine von Breidenbach: Unikate in Privathäusern und Nobelhotels

Wer die Autostadt in Wolfsburg besucht hat, trank dort womöglich in der Lobby des Luxushotels Ritz-Carlton einen Kaffee und staunte über die harmonische Einheit von Sesselchen und dominierendem Kamin. Ein außergewöhnliches Stück, raumhoch, breit wie eine Zwischenwand, am Fuß durchbrochen für ein vergleichsweise kleines Kaminfenster mit Sicht auf Tag und Nacht tanzende Flammen. Ein Produkt aus Kürten. Ein Kamin der Breidenbach GmbH. Eins der individuellen Stücke, die im Gewerbegebiet Herweg produziert werden, um in Privathäusern, Restaurants, Hotels und anderen Gewerbebauten für eine behagliche Atmosphäre zu sorgen. Manchmal auch für Wärme.

Jeder Breidenbach-Kamin ist ein Unikat, individuell nach den Träumen der Kunden gefertigt. „Unsere Spezialitäten sind zum einen die offenen Kamine, diese absoluten Lustfeuer, meistens mit Gas befeuert, aber auch mit Holz. Und zum anderen sind es die Strahlungsöfen, die über die Oberfläche Wärme abgeben“, erklärt Geschäftsführer und Inhaber Kunibert Breidenbach. Eins biete sein Betrieb allerdings nicht: „Kaminöfen. Die machen wir absolut nicht.“

            Im nächsten Jahr feiert die „Breidenbach Kachelofen- und Kaminbau GmbH“ 30-jähriges Bestehen. Der 55-jährige Chef hat sich in dieser Zeit zum Experten für exklusive Kamine im Innenbereich entwickelt. Seine Modelle stehen in Wohn- und Essräumen von München bis Hamburg. Auch in der Schweiz und in Spanien montierte sein Team hochwertige Schmuckstücke fürs gezähmte Feuer. „Jetzt werben wir stark auf Mallorca.“ Der Auftrag fürs Ritz-Carlton in Wolfsburg bedeutete zur Jahrtausendwende den Sprung in die Nobelhotellerie. „Das war natürlich ein toller Einstieg.“ Inzwischen flackern Breidenbach-Kamine auch im Maritim auf Usedom und im Hyatt Regency in Berlin am Potsdamer Platz. Wer soweit nicht fahren möchte: Auch der Sülztaler Hof in Overath-Immekeppel unterstreicht sein wohnliches Ambiente durch einen Breidenbach-Modell.

            „Wasser und Feuer sind Urelemente. Das ist Hintergrundmusik für die Seele, es ist Stimmung, Seelenschmaus“, schwärmt der Kürtener, der von seiner Arbeit begeistert und durchdrungen ist. Dabei kam er zu ihr über einen Umweg: Zunächst lernte er Fliesenleger. Es waren die 60er/70er Jahre, die Zentralheizung machte gerade den Kaminöfen den Garaus. Ab 1975 hätten die Menschen dann deutlich mehr Geld in der Tasche gehabt, erinnert sich Kunibert Breidenbach. „Es kam der deutsche Wohlstand und es wurden sehr oft offene Kamine in Wohnhäuser eingebaut.“ Er verkleidete sie häufig mit Fliesen und begann irgendwann, Modelle selbst zu entwerfen. „Ich habe gedacht, ich hätte einen neuen Beruf erfunden.“ Ihm machte das große Freude, während sein Chef bremste, weil die Kalkulation schwierig sei. Aber der junge Breidenbach hatte Lunte gerochen. „Feuer ist Faszination!“ Mit nicht mal 25 Jahren wagte er 1977 im Heimatort Wipperfeld den Schritt in die Selbstständigkeit – damals bereits verheiratet und Vater von drei Kindern (später vier).

            Anfang 1978 startete der Betrieb richtig durch, als Kunibert Breidenbach und seine Ehefrau Katharina die heutige GmbH gründeten und einen Ofenbau-Meister einstellten. 1985 legte der Chef dann selbst die Meisterprüfung als Ofen-, Backofen- und Luftheizungsbauer ab. Zehn Jahre später zog er mit Betrieb und Familie nach Kürten um: Auf 3500 Quadratmetern Grund errichtete er in Herweg direkt an der B 506 – neben der seither in den Abend- und Morgenstunden stets ein einladendes Feuer lodert – ein Gebäude, das Werkstatt, Lager, Büros und rund 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet. Sechs Mitarbeiter kümmern sich hier darum, dass die Feuerträume der Kunden Gestalt annehmen.

            „Es ist wirklich ein Traumjob“, schwärmt der Chef, der unbedingt mit Übernahmegarantie ausbilden möchte, aber dieses Jahr nur drei Bewerber hatte. „Man hat alle Materialien zur Verfügung.“ Es gibt Kamine aus rostigem Metall, aus Marmor oder Ziegeln, manche sind verputzt, andere gekachelt. Glas und Edelstahl, Holz und Keramik, Naturstein und Metall – der Kaminbauer legt seiner Phantasie keine Fesseln an. Die Ausstellung zeigt, was machbar ist: Da züngelt die „Dancing Flame“ hinterm Sichtfenster, von der Breidenbach GmbH schon mit sechs Meter Länge ausgeliefert. Im klassischen Kamin liegen Holzscheite, im Rundofen verströmt ein Feuerchen Behaglichkeit. In der Ecke ein High-Tech-Gerät: ein Ofen auf Basis der römischen Hypokaustenheizung mit 90 Prozent Wärmeausbeute. Ein Stück weiter eine große verputzte Ofenanlage, die offenes Schaufeuer mit Strahlungsofen, Herdplatte und Backofen kombiniert. Brot lasse sich da toll backen. „Pizza braucht zwei Minuten.“

            „Der Kunde bekommt bei uns, was er sich wirklich vorgestellt hat“, verspricht der 55-jährige Kaminbauer. „Feuer in seiner schönsten Form.“ Dafür sammelt er alle Informationen und lässt sie in einen individuellen Kamin-Vorschlag einfließen, der per Computer fotorealistisch in den privaten Wohnraum montiert wird. Wichtig ist, zu erkennen, was der Kunde will: offenen Kamin oder Strahlungsofen? Ersteren gibt es konventionell mit Holz befeuert, vor allem aber als gasbetriebenes „Lustfeuer“. In diesem spielt Holz meist keine Rolle mehr, und wenn, dann nur als Imitat aus Keramikfaser. Die Flamme wird per Fernbedienung gezündet. Strahlungsöfen (Holzbrandgrundöfen) dienen dem Heizen – je nach Größe von 40 Quadratmetern bis zum ganzen Haus. Sie sollten täglich gefeuert werden, da sie bis vier Stunden zum Abgeben der Wärme benötigen. „Unsere Strahlungsöfen sind idiotensicher“, sagt Kunibert Breidenbach. Das Prinzip: Tür auf, Holz rein, Tür zu und Luftklappe auf, anderthalb Stunden später Luftklappe zu, dann 20 Stunden völlig in Ruhe lassen. Einmal täglich einen Korb Holz in solch einen Ofen zu legen, reiche für den ganzen Tag. „Wir arbeiten ohne Rost, denn dann braucht man die Asche nur alle sechs Wochen rauszumachen. Die Asche ist Bestandteil der Verbrennung, sie verbrennt fast rückstandslos.“

            Ist das Wunschmodell individuell als Unikat entworfen, wird es im Souterrain in der Werkstatt vorgefertigt. Kaminbänke, Simse und Abdeckungen entstehen als Bauteil, so dass der Ofenbau beim Kunden nur drei bis sechs Tage dauert – im Folienzelt, das die Wohnung staubfrei hält. Schlüsselfertig und komplett in eigener Regie wickelt die Kürtener Firma Aufträge ab. Zehn Wochen Lieferzeit seien üblich, sagt der Chef. An jedem Tag der Woche steht er im Geschäft, auch samstags und sonntags. „Das ist mein Hobby!“ Das gilt auch für seine Frau, als kaufmännische Angestellte zuständig für die Wohnaccessoires im Ausstellungsraum, die auch Menschen ins Geschäft locken, die (noch) nicht auf Kaminsuche sind. Die Präsenz zahlt sich aus: 25 Prozent der Kaminaufträge ergeben sich nach einem Erstkontakt am Sonntag.
Ute Glaser

Kontakt:
Breidenbach GmbH
Cliev 2 (Ecke B 506)
51515 Kürten-Herweg
Fon: (0 22 07) 96 76-0
Fax: (0 22 07) 96 76-50
Mobil: 01 71/ 6 93 96 99
E-Mail: info@k-breidenbach.de
www.k-breidenbach.de
Ausstellung geöffnet: montags bis freitags 7 bis 18.30 Uhr, samstags 9.30 bis 14 Uhr, sonntags 14 bis 17 Uhr (keine Beratung, kein Verkauf)

  
   

Der Farben-Boom

iSL-Chemie ist Farb-Experte, Marktführer und zwölf Jahre am Standort Kürten

Kürten ist überall. Jedenfalls gehört etwas bundesweit zum Alltagsbild deutscher Autobahnen, was in der kleinen bergischen Gemeinde hergestellt wird und sicher bekannter ist als jedes Gesicht: das Gelb der Fahrbahnmarkierungen in Baustellen-Bereichen. Der satte, bestens durchgefärbte und lichtechte Farbton in den wieder entfernbaren Markierungen entsteht in Mühlen, Walzen und Bottichen der iSL-Chemie GmbH & Co. KG im Gewerbegebiet Kürten-Herweg. Der Marktführer für Farbpasten für duroplastische Kunststoffe, gegründet 1968 in Köln, ist seit zwölf Jahren am Standort und immer noch auf Wachstumskurs. Farbpasten und Speziallacke sind sein Metier. Führende deutsche Autohersteller und Schuhproduzenten schwören auf sie genauso wie die „Autobahnbauer“.

Karl-Heinz Pieper ist „Nuanceur“ bei dem Farb-Spezialisten. Seit über 20 Jahren gehört er zu den Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass Farbtöne exakt so werden, wie sie sein sollen. Baustellen-Gelb von heute muss genau das Baustellen-Gelb von gestern und morgen sein. Ist die Farbpaste anhand der Rezeptur maschinell angerührt, macht der „Nuanceur“ die Feinjustierung anhand von Auftragsmustern und eingelagerten Referenzmustern früherer Chargen. Ein Farbvergleich, den er mit den Augen vornimmt. Dass er dabei immer einen Stapel Spielkarten griffbereit hat, deutet nicht auf eine Vorliebe für Skat hin, sondern ist Teil seiner Arbeit: Mit einem Spatel streicht Karl-Heinz Pieper Soll- und Ist-Farbpaste auf Bube & Co, um sie bei wechselnden Lichtverhältnissen zu vergleichen. Natürlich lässt sich die optimale Übereinstimmung in dem hochtechnisierten Betrieb auch am PC ermitteln. Aber die Firma stelle immer wieder fest, „dass in vielen Fällen die optische Vermessung die bessere ist“, erklärt Hans-Joachim Becker, Leiter des Bereichs „Finanzen und Administration“ bei iSL-Chemie.

            Karl-Heinz Pieper ist sein Arbeitsplatz bombensicher. Nicht nur wegen seiner scharfen Augen, seinem „guten Händchen“ fürs Abmischen und seiner langjährigen Erfahrung, sondern auch weil iSL-Chemie gegen den deutschen Trend weiterhin expandiert. „Wir hatten in der ganzen Firmengeschichte nur zwei Jahre, in denen wir nicht wachsen konnten“, freut sich Geschäftsführer Michael Rath. Seit 36 Jahren geht es immer weiter aufwärts. Jährlich kommen etwa ein halbes Dutzend neuer Stellen dazu. In 2005 betrug der Umsatz 26,5 Millionen Euro. 1800 Produkte wurden verkauft, rund 4400 Tonnen Pasten und Lacke gingen in alle Welt. Von der kleinen Fünf-Kilogramm-Dose bis zum Ein-Tonnen-Container. Gemischt und abgefüllt ganz nach den individuellen Wünschen der über 550 Kunden.

            Das Geheimnis des Erfolgs? „Es funktioniert ausschließlich mit den Mitarbeitern“, sagt Bergisch Gladbacher Michael Rath. Er ist stolz auf das Klima im Haus, zu dem auch Feste in der Grillhütte nebenan gehören. „Bei uns gab es noch nie einen einzigen Mitarbeiter, der aus wirtschaftlichen Gründen entlassen worden ist.“ Die Belegschaft dankt’s: Der Krankenstand lag in den vergangenen Jahren unter 3,5 Prozent.

            Zum Erfolg gehört aber auch eine solide Firmenpolitik. Sie begann 1968 in Köln, als der Bergisch Gladbacher Josef Rath, Vater des jetzigen Geschäftsführers, und der Kürtener Walter Höhler iSL-Chemie gründeten. „iSL“ stand als Abkürzung für „industrielle Spezial-Lacke“. Jedoch schon in den 70er Jahren stellte sie auf Farbpasten für Schaumstoffe (Polyurethane) um, ein Gebiet, in dem sie bereits in den 80ern Marktführer in Deutschland wurde. Die Ausweitung des Geschäfts auch auf andere internationale Märkte machte 1994 den Umzug nach Herweg nötig, wo 10 000 Quadratmeter Platz für Verwaltung, Labor, Produktion und Vertrieb boten. Zwar laufen dort keine chemischen, sondern nur maschinelle Prozesse ab, doch der Umgang mit zum Teil wassergefährdenden Stoffen machte es nötig, das komplette Gebäude in eine Schutzwanne zu stellen.

iSL-Chemie boomte weiter und wurde 1998 an Rhein Chemie Rheinau verkauft. Als deren hundertprozentige Tochter (und als „Enkelin“ der Bayer AG) profitierte sie vom internationalen Konzernnetz und baute mit jährlich zehnprozentiger Wachstumssteigerung sukzessive ihre Marktanteile aus. Die Belegschaft wuchs von 70 (1997) auf 134 (2005) Personen. Doch die Firma blieb im Prinzip, wie sie war: mittelständisch geprägt, geführt von Gründer-Sohn Michael Rath und laut Hans-Joachim Becker „eine völlig autarke Unternehmenseinheit“.

Bremsen ließ sich der Kürtener Betrieb auch nicht von den Turbulenzen der vergangenen anderthalb Jahre: iSL-Chemie ging – mit der kompletten Rhein Chemie – im Herbst 2004 in der neuen, von Bayer abgespaltenen Lanxess AG auf, wurde jedoch schon zum Dezember 2005 hinausfiletiert und an die Schweizer Unternehmensgruppe Berlac verkauft. Das kurze Intermezzo begründet Hans-Joachim Becker damit, „dass man bei Lanxess die Wachstumspotenziale der iSL erkannt hat und dieser Entwicklung mit den eigenen Restrukturierungsplänen nicht im Wege stehen wollte“. Die inhabergeführte mittelständisch geprägte Berlac-Gruppe harmoniert mit dem Kürtener Unternehmen und hat ihm eine ganz neue Stellung beschert: „Früher waren wir die kleine Maus im Lanxess-Konzern, jetzt sind wir plötzlich ein wichtiger Eckpfeiler.“ Der über ein Drittel des Berlac-Umsatzes erzielt. Dass jetzt betriebliche Funktionen wie Rechnungswesen und SAP-Betreuung in Herweg eingerichtet werden mussten, hat überraschenderweise nicht mal höhere laufende Kosten beschert.

Das Herstellen des Autobahnbaustellengelbs ist zwar ein wichtiger Auftrag für iSL-Chemie, aber als Farbpaste für Epoxidharze ein genauso kleines Segment wie die Farbpasten für ungesättigte Polyesterharze und Weich-PVC (zum Beispiel zur Einfärbung von PVC-LKW-Planen). Der umsatzstärkste Firmenzweig sind Farbpasten für Polyurethane. Sie finden sich in den Sohlen von Marken-Schuhen, Lenkrädern fast aller Autohersteller sowie Matrazen.

Rund 1500 Grundpasten hat iSL-Chemie im Programm, allein 50 bis 60 verschiedene Schwarztöne, wobei Schwarz nichts anderes als mit iSL-Knowhow hochveredelter Ruß sei, erklärt Hans-Joachim Becker. Grundpasten können jederzeit zu individuellen Mischpasten abgeändert werden. „Wir liefern den Kunden einen völlig neuen Mischton innerhalb nur einer Woche.“ Flexibilität und Schnelligkeit sei gerade in modisch unterworfenen Branchen wie der Schuhindustrie überlebenswichtig. Selbstverständlich ist für iSL-Chemie, dass nicht nur die Rezeptur für die Farbpaste im Labor entwickelt, sondern auch am Kunststoff (Polyurethan) des Kunden ausprobiert wird. „Es gibt Hunderte von Polyurethan-Systemen mit unterschiedlichen Eigenfärbungen“, begründet Becker. Das Spektrum reiche von glasklar bis honiggelb. Logisch, dass dasselbe Rot in allen Fällen ganz anders wirkt. „Deshalb testen wir die Farbe im Kunststoff-System des Kunden.“

Außer den Farbpasten stellt iSL-Chemie heute auch wieder das her, was ihr in Gründungstagen den Namen gegeben hat: Industrie-Speziallacke. Dabei handelt es sich um hochwertige Lacke. Wird ein Formteil – zum Beispiel ein Lenkrad – hergestellt, wird es beim Kunden in einem Arbeitsgang gleichzeitig geformt und lackiert. Diese Lacke müssen nicht nur lichtecht und UV-stabil sein, sondern auch eine hervorragende Haptik besitzen und zudem gut am Produkt, aber schlecht an der Form haften. Überdies ist es für die Auftraggeber wichtig, dass eine coloristische Identität besteht zwischen dem Lack und der Farbpaste, die für dasselbe Produktteil verwendet werden. In Deutschland biete dies außer iSL kaum jemand aus einer Hand an, freut sich Michael Rath. Weltweit gebe es ein knappes Dutzend Unternehmen, die Lack und Paste ebenfalls als Paket offerieren. „Das Lack-Geschäft für die Polyurethan verarbeitende Industrie ist ein kleines, exklusives Geschäft. Wir sind ein absoluter Nischen-Anbieter“, bringt es Hans-Joachim Becker auf den Punkt. Allerdings habe dieses Segment einen großen Anteil am Markterfolg, weshalb allein im Labor über 20 Mitarbeiter immer neue Finessen austüfteln. „Das Geheimnis liegt in der Einstellung der Geräte und in der Rezeptur.“

Ganz frisch hat iSL ein Patent für wasserbasierende Lacke angemeldet, die besonders für Auto-Innenräume eingesetzt werden – zum Beispiel für die Türverkleidung der neuen Mercedes S-Klasse. „Das Thema wasserbasierende Lacke werden wir weiterforcieren“, verrät Hans-Joachim Becker. „Auch unsere Laborkapazitäten werden wir vergrößern, weil wir da einen Wettbewerbsvorsprung haben, den wir halten möchten.“

Das Herz von iSL-Chemie, Marktführer für Farbpasten in Europa, schlägt auch weiterhin in Kürten. Hier entstehen Farb-Rezepturen im Labor, hier werden Farbpigmente durch Mühlen und Walzen fein vermahlen, hier entsteht aus Farbpigmenten die Paste in genau der Konsistenz, die der Kunde wünscht: mal dünn wie Wasser, mal fest wie Zahnpasta. Alles unter dem Slogan „Living in Color“.

Das Geschäft floriert derart, dass das Unternehmen im Herbst 2004 die Produktion erneut ausgeweitet hat. Platz im Gebäude gab es durch Verlagerung der Logistik und einiger Verwaltungseinheiten nach Bergisch Gladbach. Und iSL expandiert weiter, denn der Polyurethan-Markt wächst jährlich um 3 bis 4 Prozent, in China sogar um 13 Prozent. Dort will iSL-Chemie verstärkt hin. Derzeit erzielt die Firma, die über 50 Vertretungen weltweit hat, noch 48 Prozent des Umsatzes in Deutschland, fast 90 Prozent innerhalb Europas. „Wir wollen jetzt aber verstärkt den Ausbau in Asien betreiben“, verrät Hans-Joachim Becker. „Wir sind heute schon in China mit unseren Produkten vor Ort.“ Wegen der großen Entfernung liefert iSL dorthin ausnahmsweise nicht fertige Ware, sondern nur Grundpasten. Die Weiterveredelung zu georderten Mischfarben führt vor Ort die von iSL neu gegründete „iSL-Chemicals, Shanghai“ durch.

Die Welt wird durch neue iSL-Farben täglich bunter, doch für den Chef steht felsenfest: „Wir wollen hier am Ort bleiben.“ Auch wird sich nichts so schnell daran ändern, dass Karl-Heinz Pieper und Kollegen ungeniert Damen und Königen farbige Anstriche verpassen, so lange Spielkarten-Hersteller weiter Fehldrucke aussortieren. Das bleibt – genauso sicher wie die nächste Autobahnbaustelle.
Ute Glaser

Kontakt
iSL-Chemie GmbH & Co. KG
Cliev 11
51515 Kürten-Herweg
Telefon: (0 22 07) 96 91-0
Fax: (0 22 07) 96 91-119
info@isl-chemie.com
www.isl-chemie.de

  

Das Plus der Paste

Farbpasten dienen einer hochwertigen, konstanten Durchfärbung von Kunststoffen – vor allem von Polyurethanen.
Zwar ist die Einfärbung auch mit losen Farbpigmenten möglich, doch hat das vier Nachteile: Staub und Schmutz beim Einrühren, schlechte Dosierbarkeit, schwerere und ungleichmäßigere Durchmischung, „Verkleben“ von Farbpigmentteilchen und damit instabile Farben stärken.
            Werden die Farbpigmente in eine Binderflüssigkeit (Polyol) gegeben, ergibt sich beim Feinvermahlen mittels Mühlen und Walzen eine homogene Farbpaste. Durch die Feinvermahlung ist die Farbstärke besonders hoch und vor allem konstant, das heißt die Pigmentverteilung optimal. Die Paste lässt sich leicht dem flüssigen Polyurethan zusetzen und gut mit ihm vermischen, so dass eine gleichmäßige Durchfärbung gewährleistet ist.

   
   

Frisch aus dem Topf

Gut-bürgerliche Gerichte und familiäres Flair im Bergischen Hof

Unter blauem Himmel zwischen Palmen und Buchsbaum sitzen, dabei ein Gläschen Prosecco und „Pochierte Seehechtröllchen auf Blattspinat und Safranspiegel“ genießen. Für diese Auszeit vom Alltag braucht niemand weit fahren: Sie ist in Overath-Marialinden möglich, wo der Bergische Hof – Landhotel, Restaurant und Café – mit einem Biergarten im mediterranen Stil lockt. Da er an der Rückseite des Gebäudes geschützt vor Wind und Straßenlärm in vollsonniger Südlage liegt, ist auch an schönen Herbsttagen noch eine genussvolle Aus(sen)zeit möglich.

Auf den Biergarten, der seit Sommer 2005 die althergebrachte Terrasse vorm Haus ergänzt, ist Elke Bäcker zu Recht stolz. Sie hat als Eigentümerin und Geschäftsführerin des Gasthofs nicht nur die Investition gestemmt, sondern aufgrund ihres Architekturstudiums auch die Planungen übernommen und das Areal liebevoll mit Pflanzen, Hartholz-Tischen, hellen Sonnenschirmen und Terracotta-Accessoires bestückt. Die Buchsbaumkugeln schneidet sie eigenhändig in den Stunden, in denen sie nicht gerade Hotelgästen beim Ein- und Auschecken hilft, das Telefon bedient, den Service im Restaurant übernimmt, eine Gesellschaft koordiniert oder am nächsten Projekt zur Verschönerung ihres Betriebes feilt.

            Elke Bäcker ist die Seele des Bergischen Hofs. „Ich bin immer da – wie ein Möbelstück“, erzählt sie lachend. Mit diesem hat sie ansonsten jedoch wenig gemein, da sie stets in Bewegung ist und neben dem Hotel-Restaurant auch das Familienleben mit zwei Kindern meistert. Praktisch, dass die Privatwohnung im Haus ist und das Büro gleich neben den Gasträumen liegt.

            Obwohl die Marialindenerin im Bergischen Hof geboren wurde und bereits ihre Großeltern das Gasthaus mit Tanzsaal betrieben, hatte sie als junge Frau stets geglaubt, die Gastronomie sei nichts für sie. So begann sie in Köln ein Architekturstudium, dessen Kenntnisse 1981 nützlich waren, als das verschieferte Fachwerkhaus komplett saniert und umgebaut wurde – unter Federführung ihrer Eltern Walter und Agnes Schmitz, die zu diesem Zeitpunkt den Tanzsaal längst für ihren Maschinenbaubetrieb umgenutzt hatten. Nun verwandelte sich auch das Haupthaus: in ein zeitgemäßes Hotel-Restaurant. Seither bieten zwei Räume den gemütlichen Rahmen für gepflegte Mahlzeiten: Die rustikale Gaststube mit Ausschank, Holzmobiliar, Fliesenboden und vorgesetztem Fachwerk wird von Wanderern und geselligen Menschen bevorzugt. Der angrenzende Speiseraum mit Dielenboden, Balkendecke und Bruchstein-Wand bietet eleganteres Flair. Elke Bäcker erinnert sich, wie sie die alten Dielen eigenhändig von Farbschichten befreite und wie die Grauwacke, die unbeachtet im Hof gelegen hatte, an der Wand zum Blickfang wurde. Ihre Liebe zur Gastronomie brach sich 1987 Bahn, als ihr die Arbeit der damaligen Pächter nicht gefiel und sie, Ende 20 Jahre alt, kurzentschlossen den Betrieb übernahm, um es besser zu machen. „Es war meine freie Entscheidung“, blickt sie auf den historischen Moment zurück, der zugleich das vorzeitige Aus des Studiums bedeutete.

            Küchenchef im Bergischen Hof ist seit 1995 Kai Hoffmann. Er betreut auch die Internetseite, gestaltet die Werbung und hat sogar beim Fliesenlegen bereits Vielseitigkeit bewiesen. Am Herd ist er ebenso flexibel, setzt er doch auf regionale gut-bürgerliche Küche mit saisonalen Schwerpunkten und mediterranen Akzenten. Auf der Karte geben sich ein Stelldichein der „Landhaustopf“ (mit verschiedenen Steaks aus der Pfanne auf Röstkartoffeln, Sauce Bearnaise und Salat), der „Schwabentopf“ (drei Medaillons vom Schweinefilet auf Champignonrahm) und der „Mexikanische Feuertopf“ (Geschnetzeltes vom Rind in feuriger Sauce). Zudem locken Angus-Rumpsteaks und Rinderfiletsteaks in verschiedenen Variationen, „Steinbutt und St. Petersfischfilet auf gegrillten Auberginen“ und „Tranchen vom Lammrücken mit frischen Pfifferlingen in Rahm“.

            Wanderer freuen sich neben Suppen und Salaten über kleine Gerichte wie „Hausmacher Schweinskopfsülze“, „Bergischer Brotzeitteller“ oder „Gebackener Camembert“. Es gibt hausgemachten Apfelstrudel, Bergische Waffeln und auf Vorbestellung die Bergische Kaffeetafel. Der Koch ergänzt die Standardkarte durch eine wechselnde Monatskarte. Und viele schätzen, dass er manche Gerichte in verschiedenen Portionsgrößen anbietet.

            Beliebt ist das Traditionshaus nicht nur zum Essen oder Ausspannen auf der Terrasse. Beliebt ist es auch als Quartier bei Messe- und Montagegästen sowie als gemütlicher Ort für Familien- und Firmenfeiern. Denn getreu des väterlichen Mottos „Stillstand ist Rückgang“ war 1991 ein Saal angebaut und 1995 sowie 1998 erweitert worden. Er bietet bis zu 140 Personen Platz, ohne Tanzfläche sogar bis zu 180. Solche Festivitäten sind bei Elke Bäcker gut aufgehoben. „Wir sind ein echter Familienbetrieb“, sagt sie. „Meine Mutter springt heute noch ein, meine Kinder arbeiten auch schon in der Küche und an der Theke mit.“ Sie selbst mag besonders den Umgang mit den Menschen: „Ich habe wirklich nette Gäste.“
Ute Glaser

Kontakt:
Bergischer Hof
Landhotel, Restaurant und Café
Pilgerstraße 62–64
51491 Overath-Marialinden
Telefon: (0 22 06) 44 54 und 4 53 40
Fax: (0 22 06) 95 34 30
www.hotel-bergischer-hof.de

Restaurant geöffnet: dienstags bis freitags 11 bis 14.30 Uhr und 17 bis 1 Uhr, samstags, sonntags und feiertags ab 11 Uhr durchgehend geöffnet, montags Ruhetag
Restaurant mit 70 Sitzplätzen, Saal bis 180 Personen, zwei Biergärten, alles barrierefrei
Hotel: 15 Betten, zwei Ferienwohnungen

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