Heft 3/2009 Juli - September 2009
Porträt:
Behindert - na und? Der Verein "Mit Profil e.V.", Bergisch Gladbach
Firmenporträt:
Elektronische Klausuren mit dem Q[kju:]-Pen
- Die Firma CODIPLAN, Bergisch Gladbach
Überraschung
für CODIPLAN beim Test: Gewiefte Schüler-Hacker vom AMG, Bergisch Gladbach
Gastrotipp:
Ein bisserl Österreich - Restaurant zum
Schmuck Kastl, Burscheid
Behindert –
na und?
„Mit Profil e.V.“ bietet
bunten Mix: Beratung, Beschäftigung und Betrieb eines Kiosks
Wer Arbeit finden will, hat es bisweilen
schwer. Zu wenige Stellen gibt es für zu viele Interessenten, zudem sind
Arbeitssuchende für die freien Posten nicht immer genügend qualifiziert. Noch
schwerer hat es, wer behindert ist. An dieser Stelle setzt der Bergisch
Gladbacher Verein „Mit Profil e.V.“ an. Er will Menschen mit Behinderungen
und Lernbeeinträchtigungen sowie Langzeitarbeitslose auf ihrem Weg (zurück)
ins Berufsleben unterstützen. Dabei setzt er auf einen höchst ungewöhnlichen
Mix aus Beratung, Qualifizierung, Dienstleistung, eigenen Angeboten und
Kooperationen. Herz des Vereins ist Petra Rossdeutscher. Die diplomierte Sozialpädagogin
aus Rösrath, aufgrund ihrer angeborenen Körperbehinderung Rollstuhlfahrerin,
kennt sich in der Materie bestens aus, rief den Verein 2007 mit ins Leben und
ist nun für dessen praktische Inhalte verantwortlich.
Nach außen wirkt der Bergisch Gladbacher
Info-Kiosk wie ein ganz normaler Kiosk. Hier gibt es Snacks und Süßigkeiten,
heißen Kaffee, kühle Getränke, manchmal auch Frikadellen und Würstchen.
Hermann-Josef Rodenbach gehört zu den Stammkunden. „Weil ich hier immer
frische Brötchen bekomme“, begründet er. Es ist Mittagszeit, Verkehr fließt
über die Paffrather Straße, das Rathaus liegt gleich vis-à-vis. Der Bergisch
Gladbacher wartet auf ein Käse-Brötchen, das für ihn frisch belegt wird. „Fünfmal
die Woche“ hole er hier seinen Mittagsimbiss. Und das nicht nur, weil es
lecker schmecke, sondern weil er zudem „die Sache hier unterstützen möchte“.
Damit meint er die „Innenverhältnisse“ des Info-Kiosks, der seit gut einem
halben Jahr vom gemeinnützigen Verein „Mit Profil“ bewirtschaftet wird.
Behinderte Menschen erhalten hier Arbeitsmöglichkeiten. Zum Beispiel Martin
Bremer.
„Das
macht Spaß“, meint der junge Mann fröhlich, während er dem Kunden das Brötchen
reicht. Ursprünglich habe er Verkäufer gelernt, doch als Schwerbehinderter sei
er „nicht so belastbar“. „Mit Profil“ berücksichtigt das. Ist Martin
Bremer nicht im Kiosk im Einsatz, arbeitet er als Pflegediensthelfer, hilft bei
Umzügen oder kann sich anderweitig einbringen. „Die Abwechslung“ sei genau
das, was er schätze. Hülya Dag geht es genauso. Die lernbehinderte Refratherin
ist als Pflegedienst-Assistentin bei „Mit Profil“ angestellt und gehört
ebenfalls zum Kiosk-Team.
„Der
Info-Kiosk ist ein Beschäftigungsprojekt unseres Vereins“, erklärt
Projektleiterin Petra Rossdeutscher (31). Im Umgang mit Kunden und im Verkauf übt
sich dort die Hälfte der etwa ein Dutzend Angestellten, die „Mit Profil“
derzeit beschäftigt. Zu ihnen gehören neben Pflegekräften und Handwerkern
auch eine Hauswirtschafterin, eine Köchin und eine kaufmännische Fachkraft.
Manche sind körper-, andere lernbehindert, einige unbehindert. Die Altersspanne
reicht von 22 bis Mitte 50 Jahre. Die Mitarbeiter sind nicht nur im
Dienstleistungssektor oder handwerklichen Bereich aktiv, sondern sie
qualifizieren sich darüber hinaus gegenseitig durch wechselnde Einsatzgebiete.
Leider sei diese Qualifizierung derzeit nur intern – also innerhalb der
Vereinsangestellten – möglich, erklärt Petra Rossdeutscher. Die
Qualifizierung Externer sei ein Wunsch, doch sprenge die teure Zertifizierung
aktuell die finanziellen Möglichkeiten des Vereins.
Petra
Rossdeutscher hasst Schubladendenken. Entsprechend flexibel und vielfältig ist
das Spektrum des Vereins, der sich als „das etwas andere Beratungszentrum“
versteht und in allen Belangen rund ums Thema Behinderung weiterhilft. „Unser
Anliegen war es, eine Anlaufstelle zu schaffen, eine Schnittstelle.“ Zum
Beispiel für einen Behinderten, der Auskünfte zu moderner Rollstuhltechnik
sucht, oder für eine Lehrerin, die sich im Umgang mit behinderten Schülern
schlau machen möchte, oder auch für eine Mutter, die sich über Ferienangebote
behinderter Kinder informieren will. All das, stellt Petra Rossdeutscher klar, könne
unmöglich eine Person, ein Verein oder eine Einrichtung detailgenau wissen. Die
Spezialisierung sei so groß, dass ein Überblick über alle Sparten kaum möglich
sei. „Der Aufwand, um Unterstützung zu bekommen, wird immer höher.“ Das
bedeute für Behinderte und ihre Angehörigen meist eine Überforderung. Und
gerade da setze „Mit Profil“ an: Im Gespräch mit den Ratsuchenden werde
festgestellt, was gebraucht wird, „und dann holen wir die Leute an einen
Tisch“. Thema egal. „Ich kann nicht alles anbieten, aber ich kann eine
Struktur schaffen, die die Angebote koordiniert und transparent macht“, lautet
die Philosophie der Sozialpädagogin, die gelernt hat, trotz ihres persönlichen
Handicaps die Welt mit zu gestalten.
Dass
sich „Mit Profil“ 2007 gründete, ist dem Zusammentreffen von Petra
Rossdeutscher mit Peter Klee zu verdanken. Der Bergisch Gladbacher
Mediengestalter, jetzt für die Lobbyarbeit des Vereins zuständig, ist
ebenfalls körperbehindert. Gemeinsam nahm sich das Duo vor, den enormen Unterstützungsbedarf
rund ums Thema Behinderung decken zu helfen. Damals hatte sich die versierte Rösratherin
bereits einen zweiten Telefonanschluss angeschafft, um die vielen Anfragen
Hilfesuchender kanalisieren zu können. Sie erkannte: „Der Beratungsbedarf ist
so groß, dass ich einen Beruf vernünftig nebenher gar nicht schaffe.“ Jetzt
sind sie und Peter Klee beim Verein angestellt, er für die
Interessenvertretung, sie für Angebote, Information, Unterstützung und
Projekte. Den ehrenamtlichen Vorsitz hat der Kölner Thorsten Lehmberg übernommen,
ein Nichtbehinderter, seine Stellvertreterin ist Rollstuhlfahrerin Ulrike Tröndle
aus Bergisch Gladbach. Auch in der Struktur, das ist allen Beteiligten wichtig,
soll der Verein einen Mix bieten. „Wenn man große Veränderungen vorhat“,
begründet Petra Rossdeutscher, „kann man das nur gemeinsam machen.“
Was
2007 klein anfing, ist schon erheblich gewachsen. Der Verein hat vielen Menschen
weitergeholfen. Gibt es niemanden, der Gesuchtes oder Gewünschtes bietet, wird
die Sache vom Verein durchaus selbst in die Hand genommen. So entstanden die
vereinseigenen Ferienfreizeiten, inklusive Klettern für Behinderte. Tagesausflüge
werden angeboten, und wenn Not am Mann ist, kann auch eine Familienunterstützung
organisiert werden. Die rund zwölf Angestellten betreiben den Info-Kiosk und
erledigen kleine Dienstleistungen im Assistenzbereich. So übernehmen sie auf
Stundenlohnbasis Einkäufe für Hilfsbedürftige oder kleine Aufgaben wie Rasenmähen,
Putzen und Umzugshilfe. Der Verein sucht immer wieder Betriebe, die
Vereins-Mitarbeitern mit Lernschwächen eine Chance geben, indem sie sie für
einfache Arbeiten wie Botengänge oder Sortierarbeiten anfordern – nach Art
der Arbeitnehmerüberlassung im Stundenlohn. Derzeit wird speziell eine Gärtnerei
gesucht, da ein junger Mann Interesse an gärtnerischen Tätigkeiten hat.
„Unsere
Arbeit hat anfangs manche sehr befremdet“, sagt Petra Rossdeutscher, deren
Elan ansteckend wirkt. Denn erstens gebe es keine Flyer über ihren Verein und
zweitens sei es „sowieso schräg, wenn Behinderte selbst etwas machen“.
Hermann-Josef Rodenbach ist da aus anderem Holz geschnitzt. Er findet toll, was
„Mit Profil“ auf die Beine stellt, und unterstützt die Arbeit gern mit dem
Kauf eines Mittags-Brötchens. Auch Würstchen und Frikadellen hat er schon
probiert. „Wenn ich Stadtführungen mache“, sagt der engagierte Mann,
„mache ich als Treffpunkt demnächst den Info-Kiosk aus.“
Ute Glaser
Kontakt:
Mit Profil e.V.
Projektleiterin Petra Rossdeutscher
Langemarckweg 21
51465 Bergisch Gladbach
Fon: 0172/ 264 36 61 und (0
22 02) 4 24 31
Mail:
petra_rossdeutscher@web.de
Info-Kiosk
mit
öffentlicher Toilettenanlage
am Rathausparkplatz Stadtmitte
Paffrather
Straße
51465 Bergisch Gladbach
Öffnungszeit: montags bis freitags 7.30 bis 19 Uhr (mittwochs schon ab 7 Uhr),
samstags 7 bis 14 Uhr, sonntags 10.30 bis 16 Uhr
Elektronische
Klausuren mit dem Q[kju:]-Pen
CODIPLAN ist Experte für
elektronischen Dialog: zwischen Pharma-Referenten und Ärzten bei Fortbildungen
sowie zwischen Professoren und Studenten bei Klausuren
Früher stellte CODIPLAN Flipcharts und Pinwände
auf und verteilte Papier und Stifte, um Lehrende und Lernende miteinander
kommunizieren zu lassen. Später brachte das Team des Bensberger Unternehmens für
solche Dialoge Computer, Bildschirme und jede Menge Kabel vor Ort. Inzwischen
ist auch das passé. Heute setzt CODIPLAN auf mobile Touchscreen-Displays mit
drahtloser W-LAN-Verbindung. Die stellt es vor allem zwei Kundengruppen zur Verfügung:
Pharma-Unternehmen, die Fortbildungen für Ärzte anbieten, und Universitäten,
die studentische Klausuren per Computer auswerten oder gar ganz abwickeln. Der nächste
Schritt in die elektronische Dialog-Zukunft hat bereits begonnen: CODIPLAN hat
den Q[kju:]-Pen für die Nutzung im Zusammenhang mit elektronischen Klausuren
entwickelt. Die ersten Klausuren dieser Art in Schreibschrift schreiben im
Herbst 2009 die Jura-Studenten der Universität Hannover. Weltweit womöglich
etwas ganz Neues.
Johannes vor dem
Esche ist selbst etwas überrascht, wie sein Berufsweg verlaufen ist. Seine
Flexibilität und seine Freude an Neuem haben ihm immer wieder neue Geschäftszweige
beschert. Die Firma CODIPLAN, deren Geschäftsführung er sich mit Ehefrau Elke
teilt, floriert. Acht Mitarbeiter beschäftigt das Ehepaar in den Firmenräumen
an der Friedrich-Offermann-Straße in Bensberg, drei weitere sind hinzugekommen,
als Anfang 2009 eine Außenstelle bei Hannover eröffnet wurde. Dabei sah die
Lebensplanung ursprünglich ganz anders aus: Johannes vor dem Esche wollte
Deutsch- und Sportlehrer für die Sekundarstufe II werden. Doch nach dem
Referendariat ließen ihn Wartezeit und Einstellungsstopp der Schule den Rücken
kehren. Er arbeitete bei einer Kölner Veranstaltungsagentur, die unter anderem
Fortbildungen für Ärzte organisierte. Als dieses Geschäftsfeld 1993 durch die
erste große Strukturreform im Gesundheitswesen einbrach und Entlassungen an der
Tagesordnung waren, trat Johannes vor dem Esche die Flucht nach vorne an: Er
machte sich mit CODIPLAN selbstständig. In genau diesem Geschäftsbereich.
„Es war schon ein mutiger Schritt“, meint der 54-Jährige, „aber ich
wusste, das geht. Qualität hat immer einen Markt.“ Genau so war’s. Waren
seine drei Ex-Chefs zunächst noch als stille Teilhaber mit von der Partie, so
dauerte dieser Anschub nicht lange. „Jetzt sind wir Konkurrenten.“
Der
Firmenname CODIPLAN steht für den Inhalt: Concept,
Dialog und Planung. Das
ist das, was das Unternehmen bietet. Anfangs auf einem klar umrissenen Terrain:
„Unser Segment war die interaktive Fortbildung der pharmazeutischen Industrie
für Ärzte.“ Der Schwerpunkt lag und liegt auf der Interaktion. Denn für den
ausgebildeten Lehrer steht fest, dass Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte
nur dann sinnvoll sind, wenn sie nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse des
Referenten transportieren, sondern auch persönliche Erfahrungen der Ärzte
einbinden. Insofern sorgt CODIPLAN dafür, dass zwischen Experten und Ärzten
ein Austausch stattfindet – und zwar nicht nur beim Kaffee. „Ziel ist es,
Erfahrungen abzugleichen und in die wissenschaftlichen Erkenntnisse
einzusortieren – oder umgekehrt.“
Damit dies
gelingt, organisiert das Bensberger Unternehmen nicht nur ein stimmiges Raum-
und Hotelambiente sowie gegebenenfalls Begleitprogramm, sondern es liefert auch
die Veranstaltungstechnik, die diesen Austausch möglich macht. 1993 waren dies
Pinwände und Stifte. Etwa 1999 begann das elektronische Zeitalter. Seither wird
die Interaktivität über Computer hergestellt und die nötige Software mit dem
eigenen Team entwickelt. Sie erlaubt es dem Referenten, den zuhörenden Ärzten
Fragen auf die Bildschirme zu spielen und die Ergebnisse sodann an der Leinwand
zu diskutieren. „Solch eine Fortbildung ist wesentlich lebhafter“, meint
Elke vor dem Esche. „Jeder kommt eher zu Wort.“ Die 7 großen PCs und 28
Bildschirme der ersten Jahre sind inzwischen passé, seit 2002 dienen drahtlose
Touchscreen-Displays der Kommunikation zwischen Referent und Teilnehmern. 270
dieser handlichen Geräte stapeln sich in großen Aluminium-Boxen im Lagerraum
– auf den nächsten Einsatz wartend.
Trotz der
Reglementierungen im Gesundheitswesen seien die Fortbildungen der Pharma-Firmen
„immer noch ein interessanter Markt“, meint der 54-jährige Unternehmer, der
viele Details bei der Organisation berücksichtigen muss. Beispielsweise, dass
ein Arzt, der an einer Wochenendveranstaltung teilnimmt, tatsächlich 14
Zeitstunden Fortbildung absolviert und dies mit dem Aufkleben von
Barcode-Etiketten auf Anwesenheitslisten nachweist. Dass früher manche
„Fortbildung“ üppige Blüten trieb, will er nicht verniedlichen. Allerdings
gehöre das der Vergangenheit an. Zudem, gibt er zu bedenken, seien Ärzte die
„einzige Berufsgruppe, die unter Androhung von Honorareinbußen verpflichtet
ist, ihre Freizeit in Fortbildung zu stecken“.
Seit 2005 hat
CODIPLAN einen zweiten Geschäftsbereich: die Durchführung von elektronischen
Klausuren an Universitäten. Die einfache Frage eines Professors am Rande einer
Ärzte-Fortbildung stand am Anfang. Er beklagte beim Tässchen Kaffee, dass er
an der Medizinischen Hochschule Hannover mittlerweile jede Woche eine Klausur
schreiben lassen müsse, für die er kaum Personal zum Nachsehen habe. Seine
Frage: Kann man auf den Touchscreen-Displays Klausuren schreiben und diese
elektronisch auswerten? „Das war eine Tasse Kaffee, die uns in eine völlig
neue Welt katapultiert hat“, resümiert Johannes vor dem Esche.
Versuche
zeigten: Dem Mann kann geholfen werden. Da die Mediziner Klausuren im
Multiple-Choice-Verfahren schreiben, entwickelte CODIPLAN eine Software, die das
Ankreuzen auf dem Display ermöglicht, die Antworten auswertet und zudem
Statistiken erstellt. Die Herausforderung sei gewesen, meint der Chef, die
Durchführung der Klausuren und ihre Ergebnis-Verwaltung so zu gestalten,
„dass jeder einzelne das Gefühl hat, das hilft ihm“. Der Anfang war schwer:
„Es war Standard, dass zehn Stunden vor der Klausur zwar der Raum und die
Teilnehmer feststanden, aber noch gar keine Fragen.“ Dass ein Professor auf
den letzten Drücker sonntagnachts seine Fragen dem Software-Mitarbeiter
durchtelefonierte, kam mehr als einmal vor. „Aber das hat sich völlig
gewandelt.“ Die Software, die CODIPLAN entwickelte und kürzlich unter dem
Markennamen Q[kju:] eintragen ließ, gibt einen Rhythmus vor, dem sich auch
Professoren beugen (müssen). Inzwischen geben diese ihre Fragen selbst online
ein. Die Studenten klicken ihre Antworten auf dem Display an, dank W-LAN ist die
Vernetzung mit dem Hochschulrechner kein Problem, die Auswertung der Klausuren
erledigt der Computer.
Das
Vorpreschen der Mediziner hat in Hannover Schule gemacht. Inzwischen wendet auch
die Tiermedizinische Hochschule Hannover das elektronische Klausur-Verfahren
made by CODIPLAN an. Die Architekten und Landschaftsgärtner der
Leibniz-Universität Hannover haben bereits erste Probeklausuren geschrieben und
die feste Absicht erklärt, dieses Verfahren zu übernehmen. Das Unternehmerpaar
vor dem Esche ist in Deutschland der einzige Anbieter dieses Verfahrens, mehr
als 40.000 Klausuren wurden bereits geschrieben. Und dieser Geschäftsbereich wächst
weiter. „Basierend auf dem Evaluierungsverfahren, das wir entwickelt haben“,
erzählt der Bensberger, würden nun auch die Dozenten der Medizinischen
Hochschule Hannover von den Studenten bewertet – auf Basis einer Qualitätsoffensive,
die gute Lehrende finanziell belohnt, um die Lehre gegenüber der Forschung
aufzuwerten. Erprobt wird auch das interaktive Lehren mittels
Touchscreen-Display, wobei der Dozent den Studenten während der Vorlesung
Aufgaben stellt, die diese an den Displays lösen und deren Ergebnisse sodann
per Beamer an die Wand geworfen werden.
Die neueste
Entwicklung von CODIPLAN: das Schreiben von Klausuren mit analog/digitalem Pen,
dem Q[kju:]-Pen. Dieser Kugelschreiber hat neben seiner Minenspitze eine
eingebaute Kamera, die alle Schreibbewegungen filmt. So wird zur Papierklausur
simultan eine digitale Fassung erstellt, die in dem Moment an den
Hochschulrechner übermittelt wird, wenn der Pen wieder an die Docking Station
geht. Es versteht sich fast von selbst: Jeder Pen wird vor der Klausur mit den
Daten des Studenten verschlüsselt. Zudem hat CODIPLAN einen speziellen
Hintergrund entwickelt, der auf das normale Papier gedruckt wird, Informationen
zur Klausur enthält und vom Pen automatisch mit eingelesen wird. Der Nachteil für
Studenten: Wenn Student A mit seinem Pen dem Nachbarn auf die Sprünge hilft,
fliegt das auf. Der Vorteil für Studenten: Die Papierklausur wandert ins
Archiv, die Professoren erhalten nur die digitale Fassung. „Der Dozent bekommt
keine Information darüber, wer das Dokument erstellt hat, er bewertet anonym
– und damit objektiver“, sagt Johannes vor dem Esche. Das schätzen die
Studenten. Nach der Testphase schreiben die Hannoveraner Juristen im Oktober
2009 die erste Klausur mit dem Q[kju:]-Pen. Vergleichbares gibt es anderswo auf
der Welt wohl nicht.
Ute Glaser
Kontakt
CODIPLAN
Gesellschaft für Concept, Dialog und Planung mbH
Friedrich-Offermann-Straße 5
51429 Bergisch Gladbach
Telefon: (0 22 04) 58 50
Fax:
(0 22 04) 58 55 99
info@CODIPLAN.de
www.CODIPLAN.de
Gewiefte
Schüler-Hacker vom AMG
Klausuren
sind eine heikle Angelegenheit. Vor allem in punkto Sicherheit. Manipulationsmöglichkeiten
oder das Fixieren von Fragen für spätere Jahrgänge müssen ausgeschlossen
sein. CODIPLAN testete seine neue Software-Plattform Q[kju:]
entsprechend. Aber würde sie auch funktionieren, wenn über hundert Studenten
gleichzeitig die richtige Antwort anklicken? Solche Fragen, die viele
Testteilnehmer erforderten, zu klären, war weder im Haus noch an der Universität
möglich. Daher luden Elke und Johannes vor dem Esche 150 Schüler des Bergisch
Gladbacher Albertus-Magnus-Gymnasiums in deren Aula zu einem Testlauf ein. Womit
sie allerdings nicht gerechnet hatten: Die Schüler lösten nicht nur die ihnen
gestellten Aufgaben, sondern zehn Jungs versuchten sich auch als Hacker. „Es
dauerte vielleicht drei Minuten, dann hatten die ersten Schüler schon die
Plattform geknackt“, sagt Johannes vor dem Esche – und noch heute ist ihm
die Verblüffung anzusehen. Das war den Studenten vorher nicht geglückt.
„Unser Software-Entwickler stand da mit riesengroßen Augen und sagte nur ,Ich
fass es nicht‘.“
Q[kju:]
wurde daraufhin überarbeitet, die Sicherheitslücken geschlossen. Anschließend
lud CODIPLAN die zehn Schüler in die Firma ein, um ihnen die Plattform „zur
Endkontrolle“ nochmals vorzuführen. Dieses Mal ohne Hacker-Erfolg.
Ehrensache, dass nicht nur die Klassenkassen, sondern auch die Jungs von ihrem
EDV-Knowhow profitierten. UG
Ein bisserl
Österreich
Im „Restaurant zum Schmuck Kastl“
in Burscheid gibt’s neben internationalen Gerichten auch Beuscherl, Knödel
und Kärntener Nudeln
Das grüne Dach leuchtet
in der Sonne und die gelbe Fassade passt zu dem freundlichen Ambiente, das Inge
und Werner Schmuck an der B 51 in Burscheid geschaffen haben. Ein Restaurant,
bei dem sich die Liebe zum Detail nicht nur auf den fein arrangierten Tellern
zeigt, sondern auch am, um und im Gebäude. Üppige Blumenkästen, verspielte
Dekorationen, Antikes und Kitschiges, Gebasteltes und Geschmiedetes geben sich
beim „Restaurant zum Schmuck-Kastl“ ein Stelldichein, dazu etwa 900 putzige
Teddybären. Hier können Gaumen und Auge gleichermaßen schwelgen.
Wer
noch nie im „Schmuck Kastl“ war, durch den Efeu-Bogen schreitet und dann ins
Lokal blickt, glaubt womöglich an ein Déjà-vu. Die rustikalen Holzstühle und
-tische, die karierten Vorhänge und Tischdecken, die alten Kaffeekannen und die
zahllosen Teddybären auf Bänken, Simsen und Regalen – kommt das nicht
vertraut vor? Durchaus möglich. Denn die Einrichtung des 2005 eröffneten
Restaurants bot Inge und Werner Schmuck zuvor schon andernorts die passende
Folie, auf der sie ihre Vorstellung von Gastlichkeit verwirklichten. Bereits in
der „Waldschänke“, die sie in Köln-Dhünnwald betrieben, schätzten die Gäste
nicht nur die Kost von Küchenmeister Werner Schmuck, sondern auch die bequemen
Stühle und Bänke sowie die individuellen Dekorationen seiner Frau. Als das
Ehepaar einige Jahre später die komplett eingerichtete „Alte Mühle“ in
Wipperfürth übernahm, durften nur die Teddybären weiterhin den Gastraum bevölkern,
das Waldschänken-Inventar wurde komplett eingelagert. Eine Entscheidung, über
die Schmucks heute glücklich sind. Denn als sie ihre eigene Immobilie in
Burscheid an der B 51 erwarben und zum „Schmuck Kastl“ formten, war die
Einrichtung schon da.
Sie schaltet und waltet in dem hohen
Gastraum, in dem der Blick bis unter den First geht, er in der Küche, unterstützt
von zwei Köchen. Sie schleift alte Schränke ab, bindet die Tischsträuße
selbst, pflanzt Blumen und arrangiert Dekorationen, er tüftelt Rezepte aus, kümmert
sich um den Einkauf und berät die Gäste – auch über das, was nicht auf der
Karte steht. „Wer kommt, um eine Seezunge zu essen, isst sie noch lange
nicht“, macht Inge Schmuck anschaulich, wie gut ihr Mann es versteht, die
Gaumenlust der Gäste passend zu bedienen. Manchmal verblüfft der 54-jährige Küchen-
und Serviermeister auch mit seinem Gedächtnis: Er kann von 40 Personen die
Bestellungen von Vor- und Hauptspeisen inklusive Getränken im Kopf behalten –
ohne Zettel.
Frische ist oberstes
Gebot für Werner Schmuck. Alles ist selbstgemacht, auch Suppen und Soßen,
sogar die Nudeln, das Brot und das Schmalz. Viele Stammgäste schätzen zudem
die Tatsache, dass auf den karierten Tischdecken neben internationalen Gerichten
auch österreichische Spezialitäten serviert werden. Und das stilecht, denn
Inge und Werner Schmuck, inzwischen von ihrer jüngsten Tochter samt Freund
tatkräftig unterstützt, stammen aus Österreich. „Tafelspitz mit zweierlei
Saucen, dazu Erdapfel-Schmarrn und Wurzelgemüse“ (19,50 Euro) steht häufig
auf der Karte, auch „Wiener Schnitzel vom Kalb mit Salat und Brat-Erdapferln“
(23,50 Euro) oder „Marillenknödel auf Vanille-Himbeerspiegel“ (8,90 Euro).
Bekannt ist Werner Schmuck auch für Innereien, beispielsweise „Österreichisches
Beuscherl mit Serviettenknödeln“ (18,50 Euro).
Wer’s lieber international mag,
findet genügend feine Speisen mit Fleisch oder Fisch: „Gebratenes Filet von
der Dorade Royal auf Walnuss-Fenchelgemüse mit Röst-Erdapferln und
Zitronensauce“ (20,50 Euro) oder „Rumpsteak mit Tomatenkruste und
Pfeffersauce, dazu Blattspinat und Bratkartoffeln“. Die Karte wechselt alle
vier Wochen und bietet stets ein Menü mit drei (37,50 Euro) oder vier Gängen
(45,50 Euro). Mittags gibt es eine kleine Karte, zudem seit kurzem ein
wechselndes 3-Gang-Menü für 24,50 Euro. Wer bei schönem Wetter auf der
Terrasse hinterm Haus speist, bekommt den weiten Blick ins Land gratis dazu.
Zwei Österreicher in Burscheid –
das ist ungewöhnlich. Und der Weg bis dahin war lang und oft dornig. Das Paar
hatte sich am Wörthersee kennengelernt, wo sie als Hotelkauffrau arbeitete und
er als Koch. Als Verlobte, sie war gerade 19 Jahre jung, kamen sie nach
Deutschland, weil die damals renommierte Burg Hohenscheid in Solingen sie
angeworben hatte. „Ich habe Mick Jagger das Frühstück serviert“, erinnert
sich die 51-jährige Gastronomin. Andere Anstellungen folgten, unter anderem im
Altenberger Hof und in Schloss
Georghausen. Und weil die Familie nach und nach um drei Kinder wuchs – heute
30, 28 und 22 Jahre alt – erwarben Schmucks 1987 ein Haus in Odenthal-Blecher.
Seit 1991 sind sie als Gastwirte selbständig, doch zunächst immer als Pächter
fremder Restaurant-Immobilien. Und meistens in versteckten Lagen. „Wir wollten
immer etwas Eigenes“, verrät Inge Schmuck. Am liebsten in Österreich und am
liebsten mal in der ersten Reihe, so dass auch Zufallsgäste hineinschneien. Der
Zufall wollte, dass dieser Traum sich in Burscheid erfüllte. Als ein altes
Lokal an der B 51 versteigert wurde, griff das Ehepaar 2002 zu. Nicht ahnend, in
welch schlechtem Zustand das Gebäude war. Es blieb nur der Abriss. Aber
Schmucks ließen sich nicht unterkriegen, errichteten ihr „Schmuck Kastl“
nach ureigensten Vorstellungen an derselben Stelle neu und putzten es heraus.
„Ich habe meinen eigenen Stil und da lasse ich mir auch nicht reinreden“,
sagt Inge Schmuck. Von den rund 900 Teddys, die sie gesammelt hat, ist übrigens
der „Trachten-Teddy“ ihr Lieblingsstück. „Das Jäckchen hat meine Oma
noch gestrickt.“
Ute Glaser
Kontakt:
Restaurant zum Schmuck Kastl
Sträßchen 26
51399 Burscheid
Telefon: (0 21 74) 89 45 41
Fax: (0 21 74) 89 45 49
info@schmuck-kastl.de
www.schmuck-kastl.de
Öffnungszeit: 12 bis 15 Uhr und 18 bis 23
Uhr, montags Ruhetag
Restaurant mit 110 Plätzen, Terrasse mit 80 Plätzen, Parkplatz am Haus
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