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Journalistin

 

Heft 3/2008 Juli - September 2008

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

   

Interview: Udo Wasserfuhr, neuer Geschäftsführer der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft   
Zur Person - Udo Wasserfuhr   

Abschied nach Düsseldorf: Oliver Wolff war fünf Jahre RBW-Geschäftsführer   

Gastrotipp: "Auszeit mit Seeluft" - Haus Diepental in Leichlingen
    

„Der größte Standortvorteil ist Schnelligkeit“
Gespräch mit Udo Wasserfuhr, dem neuen Geschäftsführer der RBW

Ein neuer Mann steht an der Spitze der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW): Udo Wasserfuhr (54). Einstimmig wurde er im April von der Gesellschafterversammlung der RBW zum Geschäftsführer und damit zum Amtsnachfolger von Oliver Wolff (siehe Kasten) gewählt. Seit 1. Mai 2008 übt der Diplom-Verwaltungswirt seinen neuen Posten im Nebenamt aus, im Hauptberuf ist er Kreiskämmerer geblieben.

Was ist für Ihre Arbeitsweise charakteristisch?
Udo Wasserfuhr: Ich bin ein Freund schneller Entscheidungen – und vor allem ein Freund von Entscheidungen.

Mit dieser Einstellung haben Sie es von der Hauptschule bis heute weit gebracht.
Wasserfuhr: Ich glaube, ich habe fast alle Verwaltungsbereiche durchlaufen, seitdem ich vor 38 Jahren das erste Mal das Kreishaus in Bergisch Gladbach als Verwaltungspraktikant betreten habe. Ich denke, es ist für meine neue Aufgabe als Geschäftsführer der RBW ein Vorteil, dass ich den Behörden-Dschungel kenne. Und zwar nicht nur die Strukturen, sondern auch die Personen.

Sie sind immer beim Rheinisch-Bergischen Kreis geblieben. Warum?
Wasserfuhr: Ich bin bergisch pur. Als ich in Wipperfeld geboren wurde, gehörte das noch zum Amt Kürten. Als es durch die kommunale Neuordnung 1975 zu Wipperfürth und damit zu Oberberg kam, bin ich bald nach Kürten gezogen. Ich wollte wieder in den Rheinisch-Bergischen Kreis. Ich bin dort verwurzelt. Der Nachbar im Bergischen ist mir genauso wichtig wie Europa. Mir liegen die Menschen in der Region am Herzen, genauso wie die Natur und die wirtschaftliche Entwicklung. Und was die Kreisverwaltung selbst angeht – sie ist ein stückweit zu meiner Familie geworden. Über all die Jahre habe ich eine sehr hohe Identifikation zu dem Haus erworben.

Wurde es nie langweilig?
Wasserfuhr: Nein, ich habe mich immer rechtzeitig umorientiert. Innerhalb des Hauses gab es viele Herausforderungen und neue Tätigkeitsfelder. Ich habe mich um jede neue Aufgabe bemüht und seit 1990 Führungsfunktionen übernommen. Die Arbeit als Kämmerer ist sehr vielseitig, und als Personaldezernent über 700 Mitarbeiter zu wachen, ist nicht immer einfach. Es hat mir auch Spaß gemacht, Neues wie die Bürgerbüros mit auf den Weg zu bringen oder neue Kreischefs einzuarbeiten. Binnen 15 Jahren habe ich fünf neue Behördenleiter kommen und gehen sehen. Da war es schon spannend, für die Kontinuität zu sorgten.

Ihr Verhältnis zu Landrat Rolf Menzel?
Wasserfuhr: Bestens. Wir haben uns als 16-Jährige im Kreishaus in Bergisch Gladbach kennengelernt, als wir dieselbe Ausbildung begannen. Später waren wir auf der Kölner Schule Banknachbarn.

Was hat Sie bewogen, einen Schritt aus dem Kreishaus hinaus in die RBW zu machen?
Wasserfuhr: Ich habe eine ganz neue Herausforderung für die letzten zehn bis zwölf Arbeitsjahre gesucht. Der Kreisdirektoren-Stuhl fiel für mich flach, weil ich kein Jura-Studium habe. Das Thema Wirtschaft bot sich an, weil es mich seit langem interessiert. Als Kämmerer habe ich schon etliche Kreis-Beteiligungsgesellschaften begleitet, zum Beispiel KWS, RVK und Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft. Bilanzen, Wirtschaftspläne und Umstrukturierungsprozesse sind mir geläufig. Eine spannende Sache, bei der mich auch der Freiraum des Agierens reizt. Ich habe Oliver Wolff oft um seine Möglichkeiten des freien Entfaltens im Rahmen der GmbH beneidet. Ich sehe ich hier ein großes Potential für mich.

Sie werden jetzt eine größere Außenwirkung haben.
Wasserfuhr: Das reizt mich zusätzlich an der neuen Aufgabe. Zum ersten Mal bin ich nicht nur interner Dienstleister, sondern stehe mehr in der Öffentlichkeit.

Gibt’s interne Änderungen durch Sie als neuen RBW-Geschäftsführer?
Wasserfuhr: Bei mir ja, da ich den Personal- und den Organisationsbereich an den Kreisdirektor abgegeben habe. Dafür obliegt mir neu der Bereich Kreis- und Regionalentwicklung, wozu unter anderem die Themen Regionale 2010, Naturarena und RBK 2020 gehören. Bei der RBW selbst bleibt alles, wie es ist. Ich wäre ja töricht, eine Gesellschaft in so gutem Fahrwasser nicht so fortzuführen. Neben der klassischen Wirtschaftsförderung und Starterhilfen liegen mir die Kompetenzfelder Rhein-Berg Automotive und Gesundheit am Herzen. Wir müssen letztendlich Dienstleister sein – und sollten vielleicht sogar einen ganz speziellen „Kümmerer“ benennen.

„Kümmerer“?
Wasserfuhr: Ich würde gerne eine Person etablieren, die für Firmen bei Genehmigungen Beschleunigungen herbeiführt. Wenn es um die Erweiterung einer Produktionshalle, um Umweltschutzauflagen oder Förderstrukturen geht, kann sie – wie ein Türöffner – Unternehmer beraten und begleiten, damit diese so zügig wie möglich zum Ziel kommen. Virtuell deckt das ein bisschen unser Behördenlotse im Internet ab. Aber ich glaube, so eine Person ist unersetzbar. Dieses System müsste mit Fingerspitzengefühl vereinbart werden, insbesondere mit den Kommunen, aber auch anderen Institutionen. Ich denke, dass es möglich ist, hier zu einer Einigung zu kommen. Denn sicher ist eins: Der größte Standortvorteil ist Schnelligkeit.

Sie setzen sich auch für Facharbeiter-Nachwuchs ein.
Wasserfuhr: Das ist die zweite große Notwendigkeit, die ich sehe: eine Qualifizierungsoffensive an der Nahtstelle Schule–Beruf. Gerade vor dem Hintergrund des Facharbeitermangels, aber auch um Betriebe, Schulen und Hochschulen enger miteinander zu verzahnen. Die Lernpartnerschaften zwischen Schule und Unternehmen, die vom KURS-Büro initiiert werden, zeigen den Weg schon auf.

Was wünschen Sie sich für Ihre RBW-Zukunft?
Wasserfuhr: Ich wünsche mir selbst eine Horizonterweiterung, mehr aus dem Kreishaus herausgucken zu können und mit vielen Menschen zusammenzukommen, um den Kreis mit seinen Bürgern und Firmen positiv zu positionieren.
Ute Glaser

    

Udo Wasserfuhr - Zur Person
Der 54-Jährige, in Wipperfeld geboren, hat in der Verwaltung von der Pike auf Karriere gemacht und nahezu alle Bereiche durchlaufen. Er besuchte zunächst die Hauptschule in Wipperfürth, danach die dortige Handelsschule, erwarb die Mittlere Reife und begann seine Laufbahn beim Rheinisch-Bergischen Kreis in Bergisch Gladbach 1970 als Verwaltungspraktikant. Nach der Praktikantenprüfung ging er ans Studieninstitut für Kommunale Verwaltung in Köln, wo er als Diplom-Verwaltungswirt abschloss.

Sein Tätigkeitsfeld blieb der Rheinisch-Bergische Kreis: Er stieg 1975 im Jugendamt als Sachbearbeiter für Sportförderung ein, war dann fünf Jahre in der Kämmerei Sachbearbeiter für allgemeines Haushaltsrecht sowie Finanz- und Rechnungswesen und wechselte schließlich 1983 als stellvertretender Kassenverwalter in die Kreiskasse. Zwei Jahre später wurde er Abteilungsleiter des Ordnungsamts, dann Leiter Kommunalaufsicht und schließlich 1992 Leiter des Hauptamtes mit den Breichen Datenverarbeitung, Organisation, zentrale Dienste und Kommunalaufsicht.

Seit 1997 arbeitet Udo Wasserfuhr als Kämmerer und Bereichsleiter für Personal, Organisation, Zentrale Dienste, Kämmerei, Beteiligungen, Kasse und Wohnungsbauförderung. Am 25. April 2008 wählte ihn die Gesellschafterversammlung der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) zum neuen Geschäftsführer der RBW im Nebenamt.

Der 54-Jährige lebt seit 1982 mit seiner Frau Renate in Kürten, hat drei Kinder und engagiert sich als Geschäftsführer eines Sportvereins. Er mag es auch außerhalb des Berufs gern sportlich: Fußball, Joggen und Skilaufen gehören zu seinen Hobbys – sofern er nicht handwerklich aktiv ist. (ug)

Kontakt:
Udo Wasserfuhr
Geschäftsführer der
Rheinsch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH
Friedrich-Ebert-Straße
51429 Bergisch Gladbach
Fon: (0 22 04) 9 76 30
Fax: (0 22 04) 97 63 99
E-Mail: wasserfuhr@rbw.de  
www.rbw.de

    
   
  

Abschied nach Düsseldorf
Oliver Wolff steuerte fünf Jahre den Kurs der RBW – ein Resümée

Oliver Wolff arbeitete fünf Jahre als Kreisdirektor im Kreishaus in Bergisch Gladbach, parallel stand er nebenberuflich an der Spitze der RBW. Ein Modell, das mit ihm aus der Taufe gehoben wurde und nun bei Kreiskämmerer Udo Wasserfuhr fortgeschrieben wird, der ab Mai 2008 die RBW ebenfalls im Nebenberuf führt. Das zeigt einmal mehr, was unter Oliver Wolffs Ägide geschah: eine Konsolidierung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit neuen Schwerpunkten und positiver Strahlkraft in die Region.

Manche meinen, eine Ära ginge mit Oliver Wolffs Abschied nach Düsseldorf zu Ende. Doch das ist dem 43-Jährigen, der Anfang 2008 ins NRW-Ministerium für Bauen und Verkehr als Leitender Ministerialrat wechselte, zu hoch gegriffen. Was er als Geschäftsführer der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) geschafft habe, meint er, sei lediglich ein „Turnaround“. Er, der sich jetzt auf Landesebene um Öffentlichen Nahverkehr, Eisenbahnen, Verkehrsplanung und Mobiliätsfragen kümmert, hat auf Kreisebene einen Kurswechsel in Sachen Wirtschaftsförderung bewirkt.

Zunächst gelang es ihm, den Zankapfel Sondervermögen vom Baum zu pflücken. Die fast vier Millionen Euro, die die RBW aus dem Verkauf von RWE-Aktien des Rheinisch-Bergischen und Rhein-Wupper-Kreises erhalten hatte, waren von Kommunen und Kreis hart umkämpft. Alle wollten das Geld, kaum einer die RBW. Allen Unkenrufen zum Trotz erreichte Oliver Wolff, dass sich die Situation entschärfte. Heute sind noch gut 3,5 Millionen Euro vorhanden, da lediglich in die Naturarena investiert werden musste. Alle übrigen Summen wurden von Kommunen auf Zeit entnommen, um wirtschaftsfördernde Projekte zu realisieren, und anschließend zurückgezahlt. Zuletzt hat Leichlingen einen Betrag aus dem Sondervermögen entliehen. „Die Gemeinden kommen jetzt von alleine“, freut sich Oliver Wolff.

In den Oliver-Wolff-Jahren nahm der Dissens zwischen Städten und Gemeinden kontinuierlich ab. Zum einen weil der Streit ums Sondervermögen schwand, zum anderen weil der Kreis betonte, dass Gewerbeflächenentwicklung das ureigene Recht der Städte und Gemeinden sei. Oliver Wolff begann, grenzübergreifend thematisch zu arbeiten, indem er Kompetenzfelder entwickelte. „Wirklich stolz“ ist er darauf, wie gut das Kompetenzfeld „Rhein-Berg Automotive“ angelaufen ist, denn er sei sich keineswegs sicher gewesen, ob er 50 Unternehmer aus allen Ecken des Kreises und darüber hinaus an einen Tisch bringe. Aber es gelang, demnächst soll das Kompetenzfeld „Gesundheit“ starten. „Bevor das Land Cluster-Politik gemacht hat, war sie hier schon in Vollzug gesetzt“, ist Oliver Wolff mit der Kompetenzfeld-Arbeit der RBW zufrieden, die inzwischen als Modellprojekt des Landes und der Europäischen Union finanziell gefördert wird.

Die Frage „Was machen Sie eigentlich?“ begegnete dem RBW-Team früher allenthalben. Inzwischen ist sie praktisch vom Tisch, denn Oliver Wolff sorgte für Transparenz, indem er das komplette Leistungsspektrum der RBW ins Internet stellte.

„Jeder muss die Aufgaben seiner Zeit lösen“, meint der Ex-Chef, der froh ist, dass ihm dabei eine „gute und sehr sensible Mannschaft“ half. Mit ihr sei Nachfolger Udo Wasserfuhr gut aufgestellt. Ihm selbst habe die Arbeit zum einen ein „hohes Verständnis vom Funktionieren von Wirtschaft“ und zum anderen die Bedeutung von Beteiligung und Kommunikation vermittelt. Beides sei eine „gute Schule“ gewesen und komme ihm im Ministerium zu Gute. Genauso wie die täglichen Bahnfahrten von Rösrath-Hoffnungsthal nach Düsseldorf: „Ich weiß, wo bei der Bahn der Schuh drückt und der drückt an ziemlich vielen Ecken und Enden.“ Vielleicht wird Oliver Wolff es auch in diesem Fall wohl machen. Seinem Nachfolger wünscht er jedenfalls vor allem eins: „Richtig Spaß an der Aufgabe.“
Ute Glaser

  
 
  

Auszeit mit Seeluft
Im Familienbetrieb „Haus Diepental“ kommt von Spätzle bis Stollen fast nur Hausgemachtes auf den Tisch

Es sind die kleinen Fluchten vom Alltag, die ihn bereichern. Und manchmal liegen die lohnenden Ziele ganz nah. Zum Beispiel an der Diepentalsperre in Leichlingen. Dort empfängt Familie Halbach im großzügigen Haus Diepental Gäste aller Couleur, um sie zu verwöhnen. Schon die wundervolle Lage am See bietet Genuss und das, was auf die Teller kommt, ist durchweg hausgemacht. Eine ehrliche, schmackhafte Küche, die viele Stammgäste hat. Außerdem kommen die Menschen wegen der freundlich-humorigen Atmosphäre gerne wieder.

„Ich muss mal kurz die Gäste begrüßen“, sagt Ernst Halbach (56) entschuldigend und macht sich im Restaurant ans Händeschütteln. Es ist Mittag. Etliche Personen, die auf Spargel, Wildragout, Tafelspitz oder andere Gerichte der umfangreichen Karte warten, kennt der Gastronom persönlich. Beispielsweise das Solinger Unternehmer-Ehepaar, das dreimal wöchentlich am Tisch sitzt. „Wir kochen gar nicht mehr“, sagt die Dame. Angenehm für sie und andere Hungrige: Wer mittags im Haus Diepental speist, bekommt eine Tagessuppe gratis dazu. Zum Beispiel Rinderkraftbrühe mit viel frischem Schnittlauch.

Familie Halbach achtet auf Stil und Tradition: Im Restaurant stehen Wasserflaschen auf silbernen Untersetzern, die Hollandaise fließt aus einer Sauciere auf den Teller, zum Kaffee gibt es Kekse (natürlich selbstgebacken) und die Kellnerinnen tragen hier noch den typisch schwarzen Dress mit kleinem weißen Servierschürzchen. Dieses sei kaum noch zu bekommen, bedauert die Familie, die an dem klassischen Outfit festhalten möchte. Ein Großteil der Speisekarten ist in Leder gebunden – ansehnlich und unverwüstlich seit 30 Jahren, wenngleich Gerichte und Preise sich änderten. Eins gelte aber früher wie heute, verrät der Chef: Auf Wunsch erhalten Gäste ein Exemplar ohne Preis-Angaben!

Die Küche ist regional-saisonal ausgerichtet. Neben Allroundern wie Rumpsteak, „Geschnetzeltes von der Putenbrust“ und Zanderfilet kommen „Bergische Regenbogenforelle“, Shrimps-Cocktail und hausgebeizter Nordlandsalm auf den Tisch. Spargel- und Fischwochen, Martinsgans und Wildspezialitäten prägen den Jahresreigen. Gerade letztere sind sehr beliebt, da hiesige Jäger die Küche beliefern. Geschätzt werden auch die Kreationen des hauseigenen Konditors, der als gebürtiger Sachsener zum Jahresende mit -zig Variationen des Dresdener Stollens glänzt.

Was die riesige Küche, die einem Tanzsaal ähnelt, verlässt, ist selbst in solchen Details hausgemacht, die anderswo längst als Convenience Food hinzugekauft werden. Ob Hollandaise, Suppen, Spätzle, Kekse oder Kroketten – alles made in Diepental. Der Vorteil für die Gäste liege nicht nur im Geschmack, sagt Familie Halbach, sondern auch im Erfüllen spezifischer Wünsche. Es nehme stark zu, dass Personen salzlos, ohne Jod oder ohne Gluten speisen müssten. Für ihren Koch sei es leicht, das zu berücksichtigen.

Die Augen essen in Haus Diepental auch jenseits des Tellerrands mit, was viele für Hochzeiten oder Betriebsfeste sehr schätzen. Wer im Restaurant oder auf der überdachten Südterrasse sitzt, blickt auf die idyllische Diepentalsperre. Manche setzen sich gleich ans Wasser, um unter den Bäumen Schwäne und Enten zu beobachten. Oder die Ruderboote, die Familie Halbach vermietet. Sie betreibt übrigens auch die rustikale Bauernstube im unteren Geschoss und den Kiosk für Selbstversorger am Ufer. An der Talsperre soll sich jeder auf die Weise stärken können, die zu Geldbeutel und Tagesgefühl passt.

Chef Ernst Halbach ist in Haus Diepental verwurzelt, wo er in vierter Generation aufwuchs. Obgleich er zum Koch und Kaufmann an der Düsseldorfer Königsallee ausgebildet wurde, in Heidelberg den Hotelbetriebswirt draufsattelte und eine Österreicherin heiratete, ist er bis heute ein waschechter Diepentaler. Ein Spross der Familie, die die Gegend im letzten Jahrhundert prägte. Sein Urgroßvater war es, der die Diepentalsperre anlegte. Der Grund: Er hatte durch den Bau der Sengbachtalsperre umziehen müssen und vom Verkaufserlös 1897 die Ruinen des Rittersitzes Diepental samt Ländereien erworben. Offenbar hatte ihn das Erlebte inspiriert, denn 1904 begann der Landwirt und Müller mit dem Bau einer eigenen Talsperre zwecks Stromerzeugung, indem er den Murbach aufstaute. Seither schaut die Ruine nur bei Niedrigwasser heraus. „Unser Vorfahr hat die Gegend mit Strom versorgt“, ist seine Ururenkelin Marianne stolz. Noch heute erwirtschaftet ein Verwandter mit der Anlage rund 240 000 Kilowattstunden im Jahr.

Wasser zieht an, Wanderer kamen. Irgendwann stellte der Ahn Stühle vor den Kuhstall und begann mit der Bewirtung. Um 1920 erhielt er eine Konzession und im alten Halfenhaus des ritterlichen Gutsverwalters wurde der erste Gastraum eingerichtet – die heutige Bauernstube. Der Betrieb wuchs, es entstanden Salons, Kaminraum und aus einer Scheune das Panoramazimmer. Längst gehören neben Gastronomie und Kegelbahn auch ein Ruder- und Tretbootverleih dazu, ein Freibad, eine Minigolfanlage sowie ein Campingplatz. Etwa 25 Mitarbeiter, davon vier Auszubildende, unterstützen die Familie, in deren Händen alles ruht: Ernst Halbach führt das Haus mit seiner Frau Erna (54), die sich unter anderem um das Bepflanzen der über 60 Blumenkästen kümmert. Sein Bruder erledigt die Buchhaltung, auch zwei der drei Kinder arbeiten mit: Sohn Michael (31) als Geschäftsführer-Assistent und Tochter Marianne (28) als Mädchen für alles, da sie derzeit ein Fernstudium in Betriebswirtschaft absolviert – Hotelfachfrau ist sie schon. Sie möchte sich für Haus Diepental langfristig engagieren, ihr Verlobter sorgt bereits für Marketing und Internetauftritt. Sie finde es schön, sagt sie, in der Tradition der Familie zu stehen und trotzdem Neues auszuprobieren. So ist seit zwei Jahren die Küche durchgehend geöffnet. „Es ist mehr eine Lebensaufgabe als ein Job.“
Ute Glaser

Kontakt:
Café-Restaurant am See „Haus Diepental“
Diepental 88
42799 Leichlingen
Telefon: (0 21 71) 3 02 14
Fax: (0 21 71) 3 20 76
www.diepental.de

  • Restaurant-Café, Bauernstube, Kiosk, Banketträume bis 150 Personen, Kaminzimmer, alles behindertengerecht
  • 280 Sitzplätze innen, 120 überdachte Terrassenplätze mit Seeblick, weitere Plätze am Seeufer
  • Betriebsfeiern, Familienfeste und Gesellschaften nach Absprache, Büfetts auch zum Festpreis inklusive Getränke möglich
  • 300 kostenlose Parkplätze
  • Bundeskegelbahn, Minigolfplatz, Freibad mit Massagebrunnen, Ruder- und Tretbootverleih

Öffnungszeit Restaurant: mittwochs bis sonntags und feiertags ab 11 Uhr durchgehend (warme Küche regulär bis 20.30 Uhr, bei Bedarf länger), geschlossen montags und dienstags sowie von Mitte Dezember bis Anfang März

Öffnungszeit Bauernstube: Mitte März bis Mitte Oktober samstags bis mittwochs, geschlossen donnerstags und freitags

Öffnungszeit Kiosk: täglich ab 11 Uhr bei schönem Wetter

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