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Montag, 9. Oktober 2006

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"Im Glanz der Heiligen"

Franz Toenniges schuf zwei Glasfenster

Beide Kunstwerke sind Arbeiten des Heimatforschers und Grafikers Franz Toenniges.

Kürten - Wenn die Abendsonne in die kleine Sankt-Anna-Kapelle in Weiden fällt, leuchtet das Blau von Marias Kleid besonders kräftig. Im Arm hält sie das Jesuskind, hinter ihr steht ihre Mutter Anna, die dem Gotteshaus den Namen gab und deren rotes Gewand im Sonnenlicht schimmert. Franz Toenniges ist zufrieden. Der 83-Jährige aus Kürten-Busch ist der Schöpfer dieser Dreiheit, die seit dem 13. Jahrhundert als Anna Selbdritt die Kunstgeschichte beschäftigt und nun ein Fenster der Weidener Kapelle schmückt. Gegenüber lächelt die Heilige Hedwig, ebenfalls von ihm auf Glas gebannt. Beide Fenster wurden jetzt im Rahmen einer Messe eingeweiht. Im Rahmen der Kapellen-Restaurierung von August bis Oktober sollten die vier Glasfenster von der Kürtener Glasfachfrau Maria Schätzmüller-Lukas eigentlich nur überholt werden. Nachdem die Scheiben im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, hatten Weidener Bürger 1947 zwei Glasmalereien für die beiden altarnahen Fenster gestiftet. Die zwei Fenster an der Tür begnügten sich bislang mit schlichtem Weißglas.

So wäre es auch geblieben, wenn Maria Schätzmüller-Lukas nicht Franz Toenniges von ihrem Auftrag erzählt hätte. Dem künstlerisch versierten Mann kam die Idee, eine seiner raren Glasarbeiten zu spenden: die Scheibe mit der Heiligen Hedwig. „Ich bin kein Glaskünstler“, stellt Franz Toenniges klar. Dafür ist der 83-Jährige als Heimatforscher bekannt, als Grafiker, Zeichner und Kalligraph. In den 50er Jahren hatte er den Kölner Glasmaler Bienbaum kennengelernt, was ihn zu eigenen Glasarbeiten inspirierte, darunter Hedwig. Den Ortswechsel des Kunstwerks betrachtet er als Fürsorge. „Mir liegt daran, dass ich meine Arbeiten vor meinem Tod gut aufgehoben weiß.“

Hedwig, Herzogin und Schutzpatronin von Schlesien, in der Sankt-Anna-Kapelle? Das gefiel der katholischen Gemeinde und Pfarrer Harald Fischer auf Anhieb, zumal Hedwig eine wichtige Funktion bei der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen spielt. Noch dazu animierte der Pfarrer Franz Toenniges, für das vierte Fenster ebenfalls einen Entwurf vorzulegen. „Er wünschte sich eine Anna Selbdritt“, erzählt der Senior, der sich nach 50 Jahren Pause wieder mit Glas beschäftigte. Er recherchierte, wie alte Meister Anna Selbdritt dargestellt hatten. „Ich habe versucht, das Thema in eine neue Form zu bringen, und entschieden, die drei Personen in einen senkrechten Zusammenhang zu stellen“ - korrespondierend zur länglichen Figur der Heiligen Hedwig gegenüber. Dabei verknüpft der Kürtener traditionelle Bildsprache mit moderner Linienführung.

Klassisch sind die Gewandfarben: bei Maria Blau, bei Anna Rot. Traditionell ist, dass Maria als Königin auf einem Thron sitzt und dass Jesus mit der rechten Hand segnet, während er mit der linken den Erdball mit Kreuz hält, Sinnbild der Christenheit. Modern mutet dagegen an, dass Anna zwar dominierend, doch zugleich beschützend im Hintergrund steht, und grafisch raffiniert ist, dass Jesu Körper mit dem Thronstuhl ein Kreuz bildet. Auch Zeitgenössisches floss ein: Das weiße Kopftuch Annas war eine typische Kopfbedeckung Anfang des 16. Jahrhunderts, also zu der Zeit, als am 7. Mai 1507 die Anna-Kapelle geweiht wurde. Helga Spangenberg und Maria Schätzmüller-Lukas setzten in ihrer Olper Glaswerkstatt den Entwuf um. Die Kosten für das Hedwig-Fenster übernahm Toenniges selbst. Beim Anna-Selbdritt-Fenster spendierte er den Entwurf, die Gemeinde die Glasarbeiten und Architekt Michael Retz den Einbau. Wer bei der Einweihung nicht dabei war, hat jeden Mittwoch um 9 Uhr bei der Morgenmesse Gelegenheit, die neuen Fenster zu betrachten - und könnte dort auf Franz Toenniges treffen, der gern Details erläutert.

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