UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

4. Dezember 2002

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Nikolaus am Eukalyptusbaum

Die Bensbergerin hat den Nikolaus in ihre philippinische Heimat exportiert und kombiniert seine Geschenke mit einem Aufforstungsprogramm.

Bergisch Gladbach / Canaman - Wo der Nikolaus wohnt? Für die Kinder der Hänsel & Gretel-Schulen in der philippinischen Provinz Camarines Sur südöstlich von Manila ist das sonnenklar: Der wohnt im Örtchen Canaman im Haus von Carmen Rössel-Dapilos. Denn einmal im Jahr öffnet sich die Tür und der heilige Mann tritt in voller Montur heraus. „Das ist für die Kinder der schönste Tag im Jahr“, weiß die 51-jährige Bensbergerin. Denn Nikolaus hat stets Spielzeug und andere Überraschungen aus Deutschland dabei.

Jetzt ist die Krankenschwester wieder auf Nikolaustour in ihrer Heimat. Etwa 1000 Teile hat sie dabei: meist Stoff- und Kuscheltiere, aber auch Bilderbücher, Stifte und Schulmaterialien. Weniges ist neu, das meiste gebraucht. Es sind Spenden von Kinderschutzbund, Kolping, Freunden und traditionell auch von kleinen St. Martinssängern aus Kürten-Dürscheid. Die sammeln für die gute Sache - passenderweise - in der Pfarre St. Nikolaus.

Vor elf Jahren kam Carmen Rössel-Dapilos die Nikolausidee. Sie überlegte, wie sie armen Filipino-Kindern Freude schenken könnte, und erinnerte sich an die Weihnachtszeit ihrer Kindheit. Wie hatten sie und ihre sieben Geschwister sich über die Kleinigkeiten gefreut, die Nikolaus in ihren Socken versteckte. „Es war ein wunderbares Gefühl.“ Warum nicht versuchen, es anderen Kindern zu schenken? Denn seltsamerweise war bis dato der Nikolaus zwar in Liedern auf den Philippinen präsent, aber nur wenige erlebten ihn als Geschenkebringer. Carmen Rössel-Dapilos führte ihn sozusagen in ihrer Heimat ein.

Die Krankenschwester des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach, die in ihrer Freizeit vielfältige Projekte auf den Philippinen organisiert und dafür vergangenes Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, hat inzwischen Tausende Kinder mit Stofftieren aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis glücklich gemacht.

Aber nach der Devise „Ohne Fleiß kein Preis“ wissen die kleinen Filipinos genau, dass Nikolaus sie nur besucht, wenn sie erstens eifrig lernen und zweitens ein Bäumchen pflanzen. Jedes Kind der Hänsel & Gretel-Schulen zieht deshalb zuhause Obstbaum, Eukalyptus oder Bougainvilla groß. Ist Carmen Rössel-Dapilos im Land, setzen alle Schüler gemeinsam mit ihren Eltern und Lehrerinnen diese Bäumchen auf einem Stück Gemeindeland. Die 51-Jährige will damit die Aufforstung fördern. „Das ist unser Beitrag zur Umwelt.“

Etwa 500 Schüler besuchen die sechs Hänsel & Gretel-Schulen, die die Bensbergerin im Laufe der vergangenen zehn Jahre gegründet hat. Und alle Kinder warten sehnsüchtig darauf, dass endlich der Nikolaustag anbricht. Bevor der heilige Mann seine Schätze verteilt, veranstalten die vier Schulen ihm zu Ehren einen Umzug durchs Dorf, der Anklänge an karnevalistisches Brauchtum hat: An der Spitze rollt der Mann im roten Mantel auf einem Wagen mit Rattan-Rentier durch die Straßen, dahinter gruppieren sich die Schüler und am Schluss thront auf einem Wägelchen die Hänsel & Gretel-Hexe - fröhlich Bonbons werfend.

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