UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

5. März 2004

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Mit Rasenmäher und Gesangbuch

Ganze 36 Jahre lang war Peter Haak der gute Geist der evangelischen Kirche in Kürten-Delling. Mit 63 geht der Mann, der auch Buur im Karneval war, jetzt in Rente.

Kürten-Delling - Der 63-Jährige hat es ausgerechnet: Etwa 110 000 Mal hat er den Gottesdienstbesuchern das Gesangbuch gereicht. Bei 280 Beerdigungen war er zur Stelle, sechs Pfarrer hat er kommen und gehen sehen und mit dem Gemeindebus ist er in 36 Dienstjahren gut 650 000 Kilometer durchs Bergische gerollt. Diese Aufgaben muss jetzt ein anderer übernehmen, denn als Küster der evangelischen Kirche in Delling ist Peter Haak seit Anfang März in Rente. Offiziell verabschiedet wird er am kommenden Sonntag, 7. März, um 10 Uhr im Gottesdienst.

Als Küster war Peter Haak ein Mann für alle Fälle. Vom Bepflanzen des Geländes über Senioren- und Konfirmandenfahrten bis hin zum Anzünden der Altarkerzen, Ausheben der Gräber und Reparieren der Geräte auf dem Kinderspielplatz reichte die Palette seiner Aufgaben. Viele hatte er sich davon selbst gesucht, weil er nichts wegwerfen kann, gern aktiv ist und Delling verschönern will.

Wer den meist froh gelaunten Mann mit dem verschmitzen Lächeln nicht von seiner kirchlichen Arbeit her kennt, dem ist er vielleicht als Kürtener Buur der Session 2000 / 2001 begegnet oder hinterm Tresen der Gaststätte „In der Delling“. Die liegt gleich neben der Kirche und wird von Ehefrau Waltraud bewirtschaftet. Der 63-Jährige hilft hier gerne mit. „Das ist mein Hobby.“

Der Gemeinde ist in all den Jahren zustatten gekommen, dass Peter Haak Gärtner gelernt hat. Das grüne Gesicht, das Delling heute auszeichnet, ist größtenteils ihm zu verdanken, genauso wie die Tatsache, dass das alte schmiedeeiserne Friedhofstor nicht auf dem Müll landete, sondern heute die Kirchenauffahrt flankiert. Auch die Ziegen, die gerade zwei Zicklein bekommen haben, und die Heidschnucken, die die Dellinger Idylle komplettieren, sind seine Schützlinge - rein privat. Allerdings schätzt er die Vierbeiner als Hilfe beim Rasenmähen, mit dem er selbst in den 36 Jahren an rund 540 Tagen beschäftigt war.

„Schwester Käte“, die ehemalige Gemeindeschwester, war es gewesen, die Peter Haak nach Delling lockte. Sie kannte das Westpreußener Flüchtlingskind, das als Halbwaise mit fünf Geschwistern in Bechen und Herrscherthal aufwuchs, von Kindesbeinen an. „Zu der bin ich in den Kindergottesdienst gegangen“, erinnert sich Peter Haak, der als 14-Jähriger in die Gärtnerlehre ging und sich als 27-Jähriger von der Gemeindeschwester fürs Küsteramt erwärmen ließ. Doch nur zwei Jahre lebte er in dem alten Fachwerkküsterhäuschen, dann heiratete er die Gastwirtstochter und blieb in der malerischen Ortschaft „hängen“. Was er nicht bereut, während die Tochter lieber nach München gezogen ist.

Pfarrer Ralph Knapp weiß, was er an Haak hat, der neben allen anderen Aufgaben auch 32 Jahre ehrenamtlich als Presbyter für die Gemeinde gearbeitet hat. Wenn er den 63-Jährigen im Sonntagsgottesdienst verabschiedet, hat die Gesangbücher bereits dessen Nachfolger verteilt: Wolfgang Perschke aus Olpe. Er wird künftig in der letzten Bank hinter dem Schildchen „Küster“ sitzen, das Peter Haak mal angebracht hat. Und in Kürze wird mit ihm nach über 30 Jahren auch wieder ein Küster ins alte Dellinger Küsterhaus einziehen, das derzeit noch renoviert wird.

Peter Haak freut das. Für ihn ist der Abschied nur ein Abschied vom Beruf, nicht ein Abschied von Delling, den Menschen und der Kirche. „Ich darf einen Schlüssel behalten, auch wenn ich aufhöre.“

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