Heidi
Klum wird 30: Happy Birthday!
„Happy Birthday“, das hat Heidi Klum schon gehört, als
Englisch noch ihre Schwachstelle auf der Integrierten Gesamtschule Paffrath war,
das Taschengeld immer etwas zu niedrig schien, Pickel sie ärgerten und der
Junge, für den sie sich interessierte, nicht mit ihr ausgehen wollte. Morgen,
am 1. Juni, wird die gebürtige Gladbacherin 30, parliert Englisch mit Größen
der Welt, verdient nicht schlecht, gilt als das Schönste, was Deutschland zu
bieten hat, und fasziniert die Männerwelt rund um den Globus.
Heidi
wird 30: Grüße aus Gladbach Die Familie ist für Heidi Klum das Wichtigste. Etwa achtmal im Jahr besucht sie ihre Heimatstadt Bergisch Gladbach, um Eltern, Bruder Michael und alte Freunde wiederzusehen. Mit Günther Klum, Vater des Topmodels und Geschäftsführer der Heidi Klum GmbH, sprach Ute Glaser. KÖLNER STADT-ANZEIGER: Morgen wird Heidi 30. Verraten Sie ihr Geschenk? GÜNTHER KLUM: Sie wünscht sich ja gar nichts. Aber mit leeren Händen kommt man natürlich nicht. Meine Frau und ich schenken ihr etwas, was die nächsten Jahrzehnte hält. Etwas für die neue Wohnung. Die Penthouse-Wohnung im New Yorker West Village? KLUM: Ja, über zwei Etagen mit zwei Dachterrassen. Im Sommer will Heidi endlich einziehen. Wenn man auf der Terrasse steht, sieht man den Hudson und die Freiheitsstatue. Die Stadt hat man hinter sich. Man merkt gar nicht, dass man in New York ist. Da kann dann ja nächstes Jahr gefeiert werden. Und jetzt? Monaco oder Bergisch Gladbach? KLUM: Da sagen wir gar nichts zu. Sonst hängen da zu viele Fotografen rum. Aber vielleicht tun sie es auch sowieso. Jedenfalls gibt es eine große Party. Feiern Heidis Gladbacher Schulfreundinnen mit? KLUM: Karin und Nina gehören dazu. Die ganze Familie feiert zusammen, amerikanische und deutsche Freunde sind auch dabei. Heidi kommt von der Vorstellung ihrer Schmuckkollektion: vier Tage Los Angeles, Phoenix und Las Vegas. Dann hat sie frei und wir genießen gemeinsam einen kleinen Geburtstagsurlaub. Als Sie dreißig wurden, haben Sie gezittert? KLUM: Ja. Oh ja. Dreißig war schon komisch. Und jetzt wird’s die Tochter . . . KLUM: Tja, das ist seltsam. Da denkt man: Wie, bist du schon so alt? Die Zeit ist so schnell vergangen. Zittert Heidi auch? KLUM: Nee. Ihr ist die Zahl ziemlich egal. Aber für ein Model tickt die Uhr. KLUM: Sicher. Model kann man nicht ewig sein. Wollen Sie mit 40 noch Bademoden vorführen? Aber die Zeiten haben sich verändert. Früher waren die Mädchen mit dreißig weg, heute sind sie noch im Geschäft. Cindy Crawford zum Beispiel. Oder Nadja Auermann, die startet jetzt als Mutter noch mal durch. Heidis Karriere als Businessfrau ist da wohl eine Investition in die Zukunft? KLUM: Einerseits ja, denn eine Geschäftsfrau kann auch mit 60 noch top sein. Andererseits macht Heidi das Entwickeln von Produkten sehr viel Spaß. Sie wollte ursprünglich ja Modedesignerin werden. Die Marke Heidi Klum und die Heidi Klum GmbH gibt’s seit 1996, also vor Heidis internationalem Durchbruch. Wieso so früh? KLUM: Man denkt ja: Was kann kommen? Und dann sorgt man vor. Deshalb hatten wir zum Beispiel auch schon alle acht Top-Level-Domains, bevor wir überhaupt eine Internetseite hatten. Aus meiner Zeit als Produktionsleiter bei 4711 habe ich einiges von Marken-Positionierung mitbekommen und so wusste ich, eine Marke baut man langsam auf. Wir machen auch nur langfristige Verträge. Duftserie, Schuhkollektion mit Birkenstock, Schmuckkollektion mit dem US-Nobeljuwelier Mouawad . . . Ihre Strategie zieht offenbar. KLUM: Es scheint so. Der Duft ist jetzt ein Jahr am Markt und der Verkauf geht ständig nach oben. Dabei kostet er 39 Euro! Es ist schon faszinierend wie das läuft. Die ersten Früchte sind reif. Andere sind gesät. Was geht als nächstes auf? KLUM: Um Nikolaus herum gibt’s etwas Neues, und im Herbst kommen weitere Modelle für Birkenstock heraus. Die nächsten Weißmuster gebe ich Heidi jetzt im Urlaub. Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen Vater und Tochter aus? KLUM: Sie ist Model, macht vorne ihren Job und ist die Kreative. Marke und Markenführung sind meine Sache. Aber Heidi ist immer involviert. Sie weiß haargenau was läuft, kennt jeden Schritt, hat alle Partner besucht. Das war manchmal ganz schön hart für sie. Sind Sie mit kreativ? KLUM: Nein, gar nicht. Ich habe höchstens mal mit der Knoblauchpresse da eine Niete ins Schuhleder gedrückt, wo Heidi sie haben wollte. Die Gewerbesteuer der GmbH fließt nach Bergisch Gladbach? KLUM: Stimmt. Hier ist der Firmensitz. Obwohl viele sich darüber gewundert haben. Die sagten: Mach doch ein Büro in Köln auf. Sind Sie überzeugter Bergisch Gladbacher? KLUM: Na klar! Ein Eingeborener. Da geistert durch Gladbach doch seit Jahren die Geschichte, Sie hätten mal ein Knöllchen bekommen, weil Sie in der Fußgängerzone unerlaubt parkten. KLUM: Diese alte Geschichte ist nicht totzukriegen. Ich höre sie auch immer noch. Dabei stimmt sie vorne und hinten nicht. In Wirklichkeit habe ich keinesfalls in der Fußgängerzone geparkt. Das habe ich von der Stadt Bergisch Gladbach sogar schwarz auf weiß. Tatsächlich? KLUM: Der Chef des Ordnungsamtes, Peter Widdenhöfer, hat mir damals schriftlich bestätigt, dass ich keinen Strafzettel fürs Parken in der Fußgängerzone bekommen hatte. Sein Verhalten und das seiner Chefin in dieser Angelegenheit ist mehr als fragwürdig. Trotzdem stehen Sie zu Bergisch Gladbach und korrigieren Journalisten, die Heidis Herkunft „bei Köln“ ansiedeln wollen . . . KLUM: Natürlich! . . . und auf Heidis Homepage wird sogar mit dem Slogan New York – Bergisch Gladbach geworben. KLUM: Nein: Bergisch Gladbach – New York! Viele haben da anfangs drüber gelächelt. Aber Jil Sander war ein Vorbild. Sie hat ihre Marke von Wiesbaden international aufgebaut. Dank Heidi ist Bergisch Gladbach öfters im Fernsehen zu sehen? KLUM: Vom letzten Weihnachtsmarkt sendete das ZDF bundesweit viereinhalb Minuten. Der Gladbacher Karnevalszug lief in jedem Programm im deutschen Fernsehen. Sogar in den USA. Und die Deutsche Welle hat ihn dreimal vier Minuten lang weltweit ausgestrahlt. Einer hat mich damals aus Ägypten angerufen, weil er beim Zähneputzen den Gladbacher Zug sah. Was sagt die Stadt zu diesem Stadtmarketing? KLUM: Da kommt keine Reaktion. Wäre der Kölner anders? KLUM: Vielleicht. Ich denke, in der eigenen Stadt zählt man nichts. Das sehe ich auch an den Autogrammwünschen. Sie kommen aus der ganzen Welt. Aber in der ganzen Zeit hat Heidi vielleicht drei Anfragen aus Bergisch Gladbach bekommen. Stimmt es, dass Heidi dafür sorgt, dass das Kinderdorf Bethanien hohe Spenden bekommt? KLUM: Das schon, aber das wollen wir nicht an die große Glocke hängen. Was mögen Sie an Bergisch Gladbach? KLUM: Hier bin ich geboren, hier ist einiges gewachsen, hier sind die Freunde. Und die Lage ist schön. Man ist schnell in Köln, schnell im Grünen. Was stört sie an Bergisch Gladbach? KLUM: Die Parksituation. Ich habe das mal gemessen: Wenn man am Rathaus steht, etwas auslädt, einen Parkplatz sucht und hinterher wieder zum Rathaus will, fährt man 4,2 Kilometer! Und dann die Villa Zanders: das schönste und teuerste Haus in der Stadt – und keiner geht rein. Das ärgert mich. Ich finde es auch traurig, was die Führung aus Bergisch Gladbach macht. Das ist die zweitreichste Stadt Deutschlands, aber ich sehe diese trostlosen Läden, leerstehende Räume. Die Leute haben die Kohle, aber fahren woanders hin. Die Kaufkraft wird nicht genutzt. Ihr Empfehlung? KLUM: Auf manchem Posten müsste man hier einen Zweiäugigen haben. Aber bekanntlich stinkt der Fisch am Kopf zuerst. Wenn Sie mich fragen: So jemand wie Fritz Roth, der würde bei mir Bürgermeister. Der macht und bewegt. Sie haben sich früher doch auch ehrenamtlich für die Stadt engagiert? KLUM: Als Nikolaus. Zehn Jahre habe ich den gemacht. Mit Bart, tollem Kostüm, keiner erkannte mich. In der Kutsche ging’s mit „Klevers Pädche“ ums Rathaus. Das goldene Buch liegt noch bei mir im Keller. Das hatte mein Bruder gemacht, der war Buchbinder beim Zanders. Waren Sie ein netter oder strenger Nikolaus? KLUM: Fürs Strenge hatte ich einen Knecht Ruprecht. Das war ein Malermeister. Mit der Weidenrute hat der auch schon mal zugeschlagen. So was ist heute undenkbar. Die Paffrather Harmonie spielte und die Jungfeuerwehr gab die Weckmänner aus. Das fand ich toll. Ich würde so etwas auch gerne noch mal machen. Aber heute gibt’s ja so viele Nikoläuse. Manchmal sogar ohne Bart! Hat sich durch Heidis Karriere Ihr Leben verändert? KLUM: Nur in manchen Dingen. Wir machen keinen Urlaub mehr wie früher. Wir machen jetzt Urlaub da, wo Heidi ist. Und wo man früher staunend davor stand, da haben wir jetzt eine Suite für ein paar tausend Dollar. Wir kommen durch Heidi viel rum, lernen wirklich Große kennen. Zum Beispiel? Kriegen Sie so nette Post auch aus dem Gladbacher Headquarter? KLUM: Keine Zeile. Rüttelt das an Ihren Wurzeln? KLUM: Nein, die sind und bleiben in Gläbbisch. Personen kommen und gehen, meine Verbundenheit sitzt tiefer. Das hat was mit Heimatliebe zu tun, auch wenn es sich was schwülstig anhört. Der Vogel kommt immer wieder in sein Nest zurück. Der Umgang mit der Prominenz, verändert der nicht etwas? KLUM: Ich glaube nicht. Es ist spannend, die kennen zu lernen, aber auch viel Show dabei. Wir wissen, irgendwann ist das Spiel vorbei. Dann sieht man nicht mehr den Bundeskanzler und die anderen. Es ist geliehen, mal eine Zeit lang. Wir nehmen das so hin, so lange es so ist. Aber es ist nicht wichtig. Wenn ich mit Prinz Albert rede, schön und gut. Aber hinterher sagt man „Tschüss“ und „Maat et juut“. Und zurück in Gladbach . . . KLUM: Da gehen wir zur Kirmes dann wieder mit denselben Leuten wie immer, Monika und Norbert, neben denen wir mal gewohnt haben.
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