Donnerstag, 9. August 2007
Vinyl-KurLetztens lernte ich einen Bergisch Gladbacher kennen, der im Zeitalter von CD
und DVD (immer noch) Schallplattenspieler baut. Ich erzählte ihm von meinem
alten Dual-Automatik-Gerät aus den 80ern, das längst keinen Hörgenuss mehr
bietet und deshalb im Wohnzimmer ein höchst zurückgezogenes Dasein führt. So
zurückgezogen, dass meine Tochter eines Tages nachhakte: „Schallplatte - was
ist das?“ Diesen Veteran, meinte der eigentlich nur Neuware produzierende
Meister zuvorkommend, könne ich ihm getrost mal zum Check bringen. Eine Kur
inmitten von Designer-High-Tech-Stücken! Jetzt holte ich meinen Oldie ab. Ich
schloss ihn an, staubte U2 ab, drehte auf - und erschrak. Die Boxenmembran
zitterte, die Bässe füllten den Raum. Das sollte mein alter
Dual-Plattenspieler sein? Ich erkannte ihn kaum wieder. Queen - das Konzert im Müngersdorfer
Stadion, da lebte Freddy Mercury noch. Tracy Chapman - Liebeskummer mit 30. Pink
Floyd, Jennifer Rush, Bruce Springsteen, Sting, Pat Metheney. Die Musik knipste
den Lichtschalter im Raum der alten Zeiten an. Ich hörte mich in Rausch, wurde
von Platte zu Platte jünger. Karat - Knüller bei Studentenfeten. Klassik von
Anton Dvorák - bekam ich das nicht zur Konfirmation geschenkt? Die Kur - leider
nicht auf Krankenschein erhältlich - hat auch mir gut getan.
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