Dienstag, 23. Januar 2007
VerkehrshexeIm Verkehr ist es oft wie verhext. Wenn ich sicher bin, mein Ziel im Nu zu erreichen, dauert die Fahrt garantiert wesentlich länger als gedacht. Und argwöhne ich, dass eine Tour staureich und zeitintensiv wird, bin ich oft - hast-du-nicht-gesehen - schon vor Ort. Scheinbar verhext ist auch, was sich bisweilen nebenbei aus dem Autofenster beobachten lässt. Ich denke beispielsweise an jenes Auto auf der Bergisch Gladbacher Kreuzung Gohrsmühle zurück, das mir einen gehörigen Schrecken einjagte: Der Fahrer war ein Hund! Herrchen saß daneben. Erst als ich das Kennzeichen gewahr wurde, erkannte ich, dass der aufmerksam nach vorn blickende Vierbeiner doch nur auf dem Beifahrerplatz saß - in einem englischen Wagen. An derselben Kreuzung staunte ich letzten Sommer über eine Frau, die sich nackt auf der Ladefläche eines Lkw räkelte. Erst beim Näherkommen realisierte ich: Es handelte sich um eine entkleidete Schaufensterpuppe. Am Mittwoch schien nun der Anlass all dieser Täuschungen im Straßenverkehr
höchstpersönlich vor mir herzufahren: die Verkehrshexe. Sie war zwischen
Moitzfeld und Bensberg unterwegs, und zwar mit dem Moped statt mit dem Besen.
Womöglich war er nicht mehr flugsicher, denn sie hatte ihn senkrecht hinten
festgeschnallt, so dass die Borsten herausfordernd in den Himmel ragten. Links
und rechts hingen prall gefüllte Satteltaschen, dazwischen baumelte eine braune
Handtasche am langen Riemen. „Nichts wie weg“, dachte ich, warf jedoch beim
Überholen einen kurzen Seitenblick auf die mit Pelzkragen und Mütze vermummte
Verkehrshexe. Verflixt. Ein Mann!
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