Dienstag, 29. Dezember 2009

Schminke

Erlebnis Einkaufen! Damit wird geworben und das kann es durchaus sein. Zum Beispiel, wenn ich von einer Verkäuferin bedauernd höre, Cellophan-Tüten für Kekse seien ausverkauft, und eben diese Tüten, nett bedruckt, ein paar Sekunden später selbst entdecke. So geschehen kürzlich in einer Gladbacher Drogerie. Auch für Irmgard B. wurde das Einkaufen in einer Drogerie zum Erlebnis, wenngleich auf ganz andere Art. Der Rentnerin fiel am Regal für Schminkutensilien eine Frau auf, etwa Mitte 50 Jahre alt, leicht angegrautes Haar. „Sah toll aus!“ erzählte sie mir. Doch offenbar nicht toll genug, denn die Frau trug ausgiebig Lippenstift auf, den sie aus dem Sortiment genommen hatte. Irmgard B. verfolgte, wie die Dame sodann sorgfältig ihre Auswahl beim Lipgloss traf und auch diesen in aller Seelenruhe vorm Spiegel auf die Lippen malte, als wenn sie zuhause wäre. Offenbar spürte sie jedoch die kritischen Augen auf sich ruhen, denn ihr Blick kreuzte kurz den ihrer Beobachterin, bevor sie flugs zwischen den Regalen verschwand. Wer weiß, was sie sonst noch benutzt hätte oder schon hatte? Wimperntusche, Creme, Makeup? Doch noch so viel Schminke vertuscht nicht den Charakter.
UTE GLASER

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