UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Montag, 8. Dezember 2008

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

TIT_Rheinberg.gif   

Multitasking

Seit einigen Jahren ist es in aller Munde: Frauen sind „Multitasking-Talente“, sprich: Sie können mehrere Sachen gleichzeitig und dennoch sorgfältig erledigen. Zum Beispiel während des Kochens die Hausaufgaben beaufsichtigen und zwischendurch noch die Blumen gießen. Männer vermögen das selten. Eine solche Ausnahme gibt es beispielsweise in einer Refrather Arztpraxis, wo ein junger Mann am Empfang telefonieren und gleichzeitig Karteikarten heraussuchen kann. Auch ich bin natürlich ein Multitasking-Exemplar, denn während ich dies schreibe, esse ich, denke über das Wetter nach, plane den Nachmittag, putze die Schuhe, singe, kaufe ein - nun ja, jetzt habe ich etwas übertrieben. Aber tut es nicht gut, in diesem Bewusstsein zu leben? Das meint meine Bergisch Gladbacher Freundin Walli auch, weshalb sie mir eine Geschichte von Lena weitererzählt hat. Die sechsjährige Tochter ihrer Arbeitskollegin Claudia bekommt üblicherweise abends eine Geschichte vorgelesen. Aber an jenem Abend war es anders. Lena erfuhr im Bett, das Vorlesen falle aus. Statt der Geschichte zu lauschen, sollte sie die Zeit lieber nutzen, um über das nachzudenken, was sie am Tag angestellt hatte, erklärte die Mutter. Lena schaute die Mama überrascht an und meinte dann jovial, die Geschichte müsse nicht ausfallen: „Ich bin ein Mädchen. Ich kann zwei Sachen: Ich kann zuhören und nachdenken.“
UTE GLASER

^

 
Zurück zu: Archiv   Text-Archiv 2008   Aktuelles