UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Dienstag, 10. April 2007

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Eheglück

Ob es am Alter, der Zeit oder meiner Wahrnehmung liegt: Ich finde, Trennungen nehmen zu. Wer eben noch glücklich vereint schien, lebt plötzlich solo oder lässt sich scheiden. Was mir noch mehr zu denken gibt: Nicht jeder Betroffene ist rundum unglücklich. Die wiedergeborenen Singles gewinnen dem neuen Alltag durchaus Positives ab. Ich höre immer wieder, es sei in der Ehe dumm gewesen, keine Zeit mit sich allein zu verbringen, noch dümmer, alte Hobbys aufzugeben, und am dümmsten, eigene Wünsche nicht in die Tat umzusetzen. Das hat mich meine Ehe kritisch betrachten lassen. Und schon fand ich ihn, den unausgelebten Wunsch: Ich würde gern öfter in der bergischen Natur spazieren gehen! Voll guten Willens, auch die nächsten zehn Ehejahre zu bezwingen, machte ich mich also auf die Socken. Eine Stunde später kehrte ich zurück. Glücklich und stolz wie Oskar, etwas für mich und meine Ehe getan zu haben. Meine Tochter verzog allerdings angewidert das Gesicht: „Mama, du stinkst!“ Der Geruch der Gülle, die entlang des Kürtener Wanderwegs frisch auf die Wiese aufgebracht worden war, hatte sich an mir festgesetzt. Auch mein Göttergatte zuckte irritiert zurück, als ich ihm die Haustür öffnete - und ließ den Guten-Abend-Schatz-Kuss unausgeführt in der Luft hängen. Zum Glück konnte ich meine Ehe mit einem Vollbad retten.
UTE GLASER

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