UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Dienstag, 23. Juni 2009

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Ballonglück

Die Sonne scheint, ich flaniere durch die Gladbacher Fußgängerzone mit dem Gefühl süßen Wochenendnichtstuns, es ist endlich warm und um mich herum scheinen die anderen Menschen ähnlich angenehm zu empfinden. Das Tempo ist gemächlich, die Menge wiegt sich vorwärts. Plötzlich fällt ein Mann aus dem Raster: Er rennt! Auf mich zu? Nein, an mir vorbei. Mit etwas Abstand flitzen eine junge Frau und ein Mädchen hinter ihm her. Verfolgen sie den Typ? Hat er etwas geklaut? Ist es ein Vater, der stiften gehen will? Komisch, was mir durch den Kopf schießt, bis ich das atemlose Mädchen auf einmal, als es in etwa auf meiner Höhe ist, „Danke, danke!“ jubeln höre. Ich drehe mich um, schaue Mutter und Kind nach und meine Augen eilen ihnen voraus zu dem Mann, der eben noch rannte und jetzt ganz still steht - einen blauen Luftballon in Händen. Ich sehe, wie das Kind ihn erreicht, den Ballon entgegennimmt und an sich drückt. Und erst jetzt fällt mir der „leere“ Ballonstab auf, den die Mutter in der Hand hält und nun an den Ballon zu fummeln versucht. Der Mann winkt dem selig lächelnden Mädchen kurz zu und geht seines Weges. Der hatte gar nichts mit den zwei Weiblichkeiten zu tun, stelle ich freudig überrascht fest. Der war dem davonfliegenden Ballonglück offenbar selbstlos nachgerannt, um es einzufangen. Wie schön, dass es nicht zerplatzt ist!
UTE GLASER

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