UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

21. Januar 2002

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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"Und ich schrei so laut ich kann"

„Songs dagegen!“ heißt die frisch gebrannte Scheibe, die im Rahmen eines Wettbewerbs gegen Rechts enstanden ist.

Bergisch Gladbach - „Und ich schrei so laut ich kann, ihr kotzt mich an“: Nur zwei Akkorde auf der Gitarre, eine monotone Stimme, die sich „An die Ärsche dieser Welt“ richtet, die „verschmutzen und verpesten“, die „Kriege führen, geil sind auf viel Geld“. Axel Lichnofsky sagt, was ihm an vielen Zeitgenossen stinkt. Den Song hat er als „Sex Wallenstein“ verfasst und komponiert und er ist einer von sechzehn Stücken, die im Rahmen des Q1-Wettbewerbs „Musik gegen Faschismus, Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt“ eingereicht worden sind. Alle 16 sind ab sofort auf CD zu haben.

„Hey Papa, die CD ist gut, haste eine mal für mich?“ hörte ein Q1-Mitarbeiter bereits von seiner Tochter, kaum dass die Scheibe aus der Presse kam. Und auch bei der Präsentation am vergangenen Freitag kam sie gut an. Das liegt nicht nur an den provokanten Texten, die so manchem Jugendlichen aus dem Herzen sprechen, sondern auch an der musikalischen Vielfalt. Da gibt's Punk und Reggae, Underground und Avantgarde genauso wie Kölsch-Rock und Folktöne.

Auch die Alterspalette der Akteure ist weit gespannt: Sie reicht etwa von 15 bis 50 Jahre. Unter den Musikern sind sogar einige „gestandene“ Persönlichkeiten wie Q1-Leiter Peter Nonn (harp, voc), Architekt Franz Voigtländer (git, lead voc) und Psychotherapeut Norbert Häcker (bass), die in der Gruppe „Arnold“ mitspielen und den Titel „Ich waiss nit mieh“ kreiert haben. Die Aussicht auf eine erste oder weitere Demo-CD und vielleicht einen der Preise hatte die Musiker motiviert, bei dem Projekt kostenlos mitzumachen.

Als Wettbewerbsjury fungierten Jugendliche der Politgruppe „Charly Against Brown“. Sie setzten „The Johnas“ mit dem rockigen Song „I killed Hitler“ auf Platz eins, gefolgt von „Grabowski“ mit dem Titel „Keine Gefangenen“. Ebenfalls über den Einkaufsgutschein eines Musikhauses freut sich die Band „Sebasolo“ mit dem Lied „Coxswain“ auf Platz drei.

7000 Mark kostete es, 1000 Exemplare der CD herzustellen. Eine Summe, die aufgebracht wurde vom Landschaftsverband Rheinland, der Stadt Bergisch Gladbach, dem Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Evangelischen Stadtkirchenverband Köln und der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach. Die technische Betreuung des ungewöhnlichen Musik-Mixes übernahmen im Q1-Tonstudio die Jugendlichen Szymon Bartoszewicz und Sebastian Blaschke. Sie hatten zwar das Tonstudio mitaufgebaut, das jeder mieten kann (40 Euro pro Tag plus Salär für den jugendlichen Techniker), doch war es die erste CD-Produktion für sie. Kalla Piel, Vize-Leiter des Q1, gestaltete Cover und Booklet.

Wer die Eigenproduktion des Jugend-Kulturzentrums haben möchte, kann sie ab sofort im Q1 und Gladbacher „Saturn“ für fünf Euro kaufen. Gibt's einen Erlös, soll er Grundstock für eine zweite CD sein, verrät Q1-Chef Peter Nonn. Die habe dann aber ein völlig anderes Thema. „Das könnten zum Beispiel Liebeslieder sein.“ Übrigens: Einen Vorgeschmack auf die CD bietet das Internet. Unter „ www.q1-gl.de“ gibt es Hörproben aller Lieder.

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