UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

24. Juli 2002

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Das große Staunen beim Blick in den Motorraum: Ach du dickes Ei!

Gibt es eierlegende Autos? Jedenfalls staunt man nicht schlecht, wenn sich die Motorhaube hebt und so mir nichts dir nichts den Blick auf ein blütenweißes Ei freigibt. Der Mann an der Moitzfelder Tankstelle steht für gewöhnlich mit beiden Beinen auf der Erde, und getrunken hatte er auch nichts. Dennoch sah er es: das Ei im Motorraum. Am höchsten Punkt - gekonnt eingeklemmt. Ein sicheres Plätzchen, denn sonst hätte das Ei die Fahrt bis zur Tankstelle wohl kaum mitgemacht.

Ob die Autofahrerin noch Ostern hatte? In Kürten gehen schließlich manche Uhren anders. Aber nein, es wirkte echt, wie sie so sprachlos dastand. Sie versicherte dem skeptischen Tankstellenmann, dass dies auch gewiss keine Eigenart von ihr sei, Eier zu transportieren. Ja, dass sie bis dato von der Existenz des blinden Passagiers genauso wenig gewusst habe wie er. Wie lange mochte er schon an Bord sein? Denn ans Tageslicht war er nur rein zufällig gekommen: Das Warnlämpchen hatte die Überprüfung des Ölstands gefordert.

Oder war das Aufblinken dieses Mal als Signal einer bislang unbekannten Eierwarnanlage zu verstehen? Es gibt hupende und längst auch sprechende Automobile. Aber eierlegende? Eine Automarke warb vor einiger Zeit mal mit einer Reihe von Tieren, Hühner waren jedoch nicht dabei. Das corpus delicti sah allerdings genauso aus: wie ein stinknormales weißes Hühnerei. Vielleicht ein wenig größer als der herkömmliche Supermarkt-Standard. Aber seit wann brüten Hühner im Motorraum?

Oder könnte auch ein anderes Tier solch ein voluminöses Ei produzieren? Es gibt ja das berühmte Kuckucksei. Laut Biologiebuch hat es allerdings keinerlei Ähnlichkeit mit dem mysteriösen Auto-Ei. Und das Ei des Kolumbus? Das wurde zweifelsfrei in Amerika und nicht in Moitzfeld entdeckt. Wie kommt das Ei unter die Autohaube?

Die einzigen Tiere, die sich dort bisweilen herumtreiben, sind bekanntlich Marder. Die Steinmarder heißen heutzutage schon Automarder, weil sie oft in Motorräumen logieren und dort gerne Kabel zerbeißen. Aber die legen ja keine Eier. Oder doch? Man kann da ganz plötzlich unsicher werden. „Eieiei.“ Vielmehr wussten diejenigen, die neugierig, aber schulterzuckend das Ei betrachteten, nicht zu sagen. Manche empfahlen der Autofahrerin, es in ein Handtuch zu wickeln und abzuwarten, ob vielleicht ein kleiner Dino schlüpfe.

Aufklärung brachte erst das Internet. Dort erklärt ein Tierkenner, dass Steinmarder nicht nur in Wald und Feld räubern und horrende Schäden an Automotoren anrichten, sondern dass sie bisweilen durchaus Brötchen, Meisenknödel und Eier unter Motorhauben deponieren. Nach Art einer Speisekammer. Sieh mal an: Viele halten sich Hühner der Eier wegen, aber ein Marder tut's offenbar auch. Vielleicht rentiert sich vorm Frühstück öfters mal ein Blick unter die Motorhaube. Jedenfalls so lange, bis das eierlegende Auto auf dem Markt ist.

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