UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

10. Januar 2003

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Story: Künftig Herr am eigenen Herd - ein Porträt   
Infos zum Denkmal

   

Künftig Herr am eigenen Herd

Der Ur-Kürtener Stephan Schumacher (40), zuletzt Küchenchef im Golf-Restaurant Bergerhöhe, übernimmt das „Altbergische Haus“ in Kürten.

Kürten - „In allerbester Erinnerung“ habe er das, was Stephan Schumacher gekocht habe, lobt der Testesser von „Römer's Restaurantführer“ in seiner neuesten Ausgabe. Aceto-Mousse mit Graved Lachs, Entenbrust auf Paprikagemüse und originelle Kartoffelbonbons schlemmte der Gourmet im Golf-Restaurant Bergerhöhe, wo der 40-Jährige noch bis Ende Februar Küchenchef ist. Dann läuft der Vertrag mit dem Golfclub aus und der ambitionierte Koch, der laut Römer bisher „sein Talent nur in Ausnahmefällen entfalten konnte“, darf in seinem eigenen Reich in die Vollen gehen.

Was das lukullische Ergebnis angeht, ist sich der Tester sicher: Schumacher werde „als Herr am eigenen Herd eine gute Figur machen“. Dabei macht es für Schumacher der Mix. Er schwört auf eine Küche, die von anderen das Attribut „crossover“ erhalten hat. Dazu gehört nicht nur Raffiniertes, sondern auch Bodenständiges. Die Speisekarte reicht von Scampi und Seeteufel bis zu Schnitzel und Pfannkuchen. Austernpilze oder Kalbsrücken im Speckmantel werden genauso liebevoll zubereitet wie Rheinischer Sauerbraten und Kartoffelsuppe. Die Gäste werden in der hell getünchten Gaststube mit den Eichenholztischen und hochlehnigen Stühlen etwa alle sechs Wochen in einer neuen Speisekarte blättern können, zudem gibt es ein wechselndes Saison-Menü und - auf Vorbestellung - die Bergische Kaffeetafel. Wer es rustikaler mag, nimmt im Schankraum Platz, wo ein spezielles Thekengericht serviert wird. Und natürlich Frikadellchen.

„Eine Vorliebe fürs Essen“ habe er schon als Kind gehabt, erzählt Stephan Schumacher. Und so verwunderte es nicht, dass der waschechte Kürtener Junge mit 15 Jahren seine Ausbildung zum Koch begann. Im Ort beim Haus Hubertus, heute Landhaus Meyer. Mit 22 Jahren war er bereits Küchenchef im Kürtener Haus Wollersheim, aber am meisten gelernt habe er außerhalb der Gemeindegrenzen: Von 1990 bis 1996 kochte er im Vorstandskasino des Gerling-Konzerns, davon die letzten drei Jahre als dessen Leiter. Die Palette, die es zu bewältigen galt, reichte von edlen Zwei-Personen-Menüs bis zu opulenten Büfetts für 3500 Personen.

Warum nach sechs Jahren nun im Kürtener Zentrum anstatt auf der Bergerhöhe gebrutzelt wird? „Wir wollten uns verändern“, sagt Stephan Schumacher. Und als müsste es so sein, suchten zu dieser Zeit Stefan und Gabriele Lorse für das Altbergische Haus neue Pächter. Das bald 300 Jahre alte Fachwerkgebäude war bis dahin zwei Jahrzehnte lang von Marlies und Otto Wurth bewirtschaftet worden.

Ein halbes Jahr war das um 1820 erbaute Denkmal geschlossen, um nach den Vorstellungen von Schumacher und Lorse komplett renoviert zu werden: Neue Böden, neue Küche, neue Heizung, neue WCs. Ein kompliziertes Unterfangen vor allem wegen der enormen Brandschutzauflagen. Zumal Schumachers Wert darauf legten, im ersten Stock die vielen kleinen Pensionszimmerchen aus der Zeit von Wirtin Else Dahl zu einem einzigen großen Saal zu verbinden, in dem Hochzeiten und andere Feste gefeiert werden können. Wände wurden herausgebrochen und eine Direktschaltung zur Feuerwehr eingebaut, damit künftig bis zu 100 Personen zwischen offenem Fachwerk Platz finden. Im Parterre sind Raumaufteilung, Theke und Schankraummobiliar geblieben, wenngleich runderneuert. Ehefrau Karin Schumacher (35) macht es Freude, das Denkmal nicht nur kulinarisch, sondern auch optisch aufzupolieren. „Wir haben uns bemüht, Alt und Neu zu verbinden“, sagt sie. In seiner neuen Küche will Stephan Schumacher „mit viel Liebe“ wirken. „Es fasziniert mich an meinem Beruf, dass man, wenn man etwas hergestellt hat, das Ergebnis sofort bewertet bekommt.“ Nicht nur von Testessern.

   

Denkmal

Das Altbergische Haus in Kürten, Marktplatz 3, ist ein Denkmal. Das teilweise verschieferte Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach wurde um 1820 erbaut und 1984 in die Denkmalliste eingetragen. Im Gastraum gibt es etwa 40 Sitzplätze, im Schankraum etwa 15 Sitzplätze plus etliche Barhocker. Der Saal in der ersten Etage unterm Dach ist teilbar und eignet sich für Feiern von 20 bis 100 Personen. Er verfügt über eine eigene Theke und extra WCs.

Im alten Gewölbekeller ist ein Spielzimmer für Kinder eingerichtet. Öffnungszeiten: montags, mittwochs und donnerstags ab 16 Uhr, freitags bis sonntags ab 11 Uhr, durchgehend warme Küche. Dienstags Ruhetag.

Infos: Stephan und Karin Schumacher, 0 22 68 / 70 50. (ugl)
www.altbergischeshaus.de

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