UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Donnerstag, 28. Oktober 2004
Heft 45/2004
    

Heidi Klum im Gespräch:
"Briefe schreiben hat mehr Stil"

Warum ich plötzlich so gerne schreibe

Ich staune, mit welchen ausgefallenen Ideen, mich Familie und Fans immer wieder zu überraschen versuchen. Jetzt ist das gerade mal wieder total gelungen. Ich habe eigenes Briefpapier bekommen – mit allem Pipapo. Das klingt erst mal etwas banal, aber es ist nicht ein x-beliebiges Papier mit Name und Anschrift drauf, das hatte ich ja schon immer, sondern das Papier ist speziell für mich hergestellt worden. Jeder Bogen hat mein Heidi-Klum-Logo als Wasserzeichen und meine Unterschrift als Prägung. Ich bin also ab sofort nicht nur eine eingetragene Marke, sondern auch ein Wasserzeichen. Komisches Gefühl.

            „Wer schreibt, der bleibt“, sagt ja ein deutsches Sprichwort. Ich weiß nicht, wie Ihnen das geht, aber ich habe bisher – so richtig mit Stift und Papier – eigentlich total wenig Briefe geschrieben. Mal eine Postkarte vielleicht. Ich finde, ich mache zu viele Fehler. Bei diesem Hin und Her zwischen Deutsch und Englisch da komme ich mit der Rechtschreibung so durcheinander. Wenn ich schreibe, dann sind es meistens e-Mails. Ich meine, da kommt es auf die Worte nicht so genau drauf an, und es geht fixer.

            Allerdings gebe ich denen recht, die sagen, dass bei gewissen Dingen ein Brief mehr Stil hat. Er hat mehr Charakter, wirkt nicht so unverbindlich und technisch wie eine e-Mail. Und deshalb sagte ich letzthin zu meinem Vater, als das Thema mal wieder drauf kam: „Okay, mach mal.“ Ich wusste nur, dass er meine Unterschrift irgendwie einbauen wollte, denn ich sollte auf einem Blatt ein paar mal unterschreiben, damit die Druckerei eine Vorlage hat.

            Beim Katjes Familientag habe ich das fertige Briefpapier das erste Mal gesehen. Auf den ersten Blick sah es eigentlich aus wie immer: oben mein Logo, unten die Adresse und all der Kleinkram. Dann habe ich meine geprägte Unterschrift mit dem Herzchen entdeckt. Sieht sehr schön aus! Aber so wie die Leute, die dabei waren, guckten, wusste ich, dass da noch ein Trick sein musste. Aber welcher? Ich bekam einen Tipp, hielt einen Briefbogen gegen das Licht und entdeckte das Wasserzeichen. Das fand ich auf Anhieb schick. Aber erst später wurde mir bewusst, dass das wirklich etwas ganz besonderes ist, als ich mir mal ganz in Ruhe erklären ließ, wie so ein Wasserzeichen ins Papier kommt.

            Davon hatte ich keine Ahnung, obwohl ich ja aus Bergisch Gladbach, der Papiermacherstadt, komme. Das ist total kompliziert und faszinierend. Kaum einer kann so ein Wasserzeichen in der althergebrachten Weise machen. Ich will so was dann ja genau wissen und habe mir von meinem Vater erzählen lassen, dass er diese Idee mit dem Wasserzeichen-Papier eigentlich schon vor zwei Jahren hatte. Allerdings lehnte die Papierfabrik Zanders in Bergisch Gladbach das Geschäft damals ab. Jetzt lebte die Idee wieder auf, als er hörte, dass jemand in Holland Wasserzeichen-Papier herstelle. Beim Start der Produktion fuhr er gleich mal hin, um zuzugucken. Der Papierbrei wurde auf ein Sieb-Laufband gegeben, das Wasser sickerte raus und eine Metallwalze, auf der ganz oft mein Logo in Spiegelschrift war, lief über den Brei und drückte das große H hinein. Später wurde das Restwasser entzogen, der Papierbrei getrocknet, über Walzen aufgerollt und geglättet.

Die großen altweißen Papierbögen kamen von Holland nach Bergisch Gladbach zur Druckerei Raß, um dort zugeschnitten und farbig bedruckt zu werden. Den Alfred Raß kenne ich übrigens noch aus meiner Kinderzeit! Seit langem ist er bereits der Hausdrucker meiner GmbH. Zuletzt hat er meine Unterschrift auf die Bögen geprägt – mit einem Original Heidelberger Tiegel.

Was für ein Aufwand! Das hätte ich nie gedacht. Drei Sorten gibt’s sogar von meinem Papier: das deutsche GmbH-Papier, das amerikanische mit anderem Format und mein privates – ohne den gedruckten Firmen-Schnickschnack. Mein Vater weiß schon, an wen er den ersten Brief schickt: an Zanders. Wer meinen ersten bekommt, verrate ich nicht! Aber ich denke, ich werde jetzt auf jeden Fall öfters schreiben, denn so ein Brief macht wirklich was her.

Schreiben Sie gern? Ich überlege nämlich, in Cassetten mein Briefpapier vielleicht demnächst zu verkaufen – mit dem persönlichen Namen des Bestellers bedruckt. Das Papier ist viel zu schön, um nur von mir benutzt zu werden!
 
Aufgezeichnet von Ute Glaser
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