UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

29. Oktober 2001

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Kunst am Bau - oder was?


Ein Wurmfortsatz auf dem Neubau an der Bergisch Gladbacher Gnadenkirche sorgt für Diskussionsstoff. Es sieht fast aus wie ein Drudel, dieses Metall gewordene Rätsel an der Gnadenkirche. Beim Drudel sieht der Betrachter ja bekanntlich nur den Ausschnitt einer Sache und soll dann raten, um was es sich handelt. Das Drudel an der Gnadenkirche sitzt auf dem Dach des unfertigen Neubaus des großen Saals, glitzert silbrig in der Sonne und sieht aus wie zwei gekrümmte Rohre. Sie wachsen scheinbar aus dem Dach und enden im Nichts. Was soll das? Was - um Gottes willen - ist das?

Die Vermutungen der Bürger reichen von „vergessenen Rohren“ und „Da kommt noch was dran“ bis hin zu lästerlichen Bemerkungen, die ein Krematorium dort entstehen sehen. Wieder andere vermuten „Kunst am Bau“, können den tieferen Sinn aber nicht entdecken. Oder sind die Rohre eine neuartige Verbindung, die vom Innern des Kirchensaals den direkten Zugang zu himmlischen Gefilden ermöglichen?

Thomas Werner, Pfarrer an der Gnadenkirche, enttäuscht alle. Die Lösung ist unspektakulär: Bei dem glänzenden „Dachschmuck“ handelt es sich um die Rohrenden der Lüftungsanlage. Zuerst die gute Nachricht: Die Lüftungsanlage soll sehr effektiv sein und demnächst bei vielen Veranstaltungen für ein gutes Klima sorgen.

Die schlechte Nachricht: Die Rohre, quasi der Blinddarm des Lüftungssystems, bleiben auf dem Dach - für immer. Notgedrungen. Sonst funktioniere die Entlüftung nicht so, wie sie solle, erklärt der Pfarrer. Aus der optischen Not will Thomas Werner allerdings eine Tugend machen. Er überlegt, die Rohrstücke hinter einem Schild zu verstecken, das den Namen oder das Logo des neuen Saals zeigen könnte. Abends würde es womöglich als Schwarzlicht-Objekt zum Hingucker werden. Das wäre dann vielleicht wirklich Kunst am Bau.

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