UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

14. Dezember 2001

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Nett zu Dieben
VON UTE GLASER

Lustig, lustig tralalalala, bald ist Nikolausabend da“: In den Zeiten, als alle Kinder noch singen und die Eltern sogar den Text konnten, da begab es sich, dass der Nikolausabend tatsächlich ein Abend war. Der des 6. Dezember. Aber die Zeiten haben sich geändert. Der Nikolausabend ist kalendarisch schon längst vorbei und trotzdem irrt der bärtige Mann immer noch auf Weihnachtsmärkten und -feiern umher. „Mama, der sieht aber ganz anders aus, als der von gestern“: Es ist nicht leicht, den Sprösslingen eine plausible Erklärung dafür zu bieten, warum Nikolaus an so vielen Stellen und in stets anderer Aufmachung erscheint. „Der hatte ja einen Hut und gar keine Mütze auf!“ Eins ist allerdings geblieben: Nikolaus ist der Freund der Kinder. Jedenfalls bis jetzt.

Möglicherweise gilt er jedoch bald auch als der Freund der Diebe und Einbrecher. Denn vorbei ist die Zeit, als der bärtige Mann nur nach Klopfen an der Tür ins Haus trat oder per Schlitten am Märchenwald oder Warenhaus vorfuhr. Jetzt hat der gute Mann auch seine Vorliebe fürs Klettern entdeckt: an Fassaden, Terrassen und Balkonen hängt er zwischen Himmel und Erde, stets noch mit seinem schweren Sack bepackt. Für Langfinger, die in der Vorweihnachtszeit ohnehin Hochkonjunktur haben, eigentlich ein genialer Partner. Zumal ihm einige Bergisch Gladbacher Bürger noch eine Leiter dazu gestellt haben. Danke, mag da so mancher Dieb denken, der andernfalls das sperrige Ding selbst hätte anschleppen müssen.

In Nikolaus Schatten lässt sich lässig zu Fenster oder Balkontür kraxeln. Wer ganz sicher gehen will, setzt sich selbst eine rote Mütze auf. Und vielleicht hat der Nikolaus auch gar nichts dagegen, wenn man sich den Sack mal leiht? Und wenn's jemand sieht? Macht nix. Denn bei den immer neuen Blüten des Vorweihnachtskults mag der - vielleicht vom Glühwein schon lustig beseelte - Betrachter gerne denken, diesmal habe Nikolaus wohl Knecht Ruprecht mitgebracht. „Lustig, lustig tatütata, bald ist die Polizei auch da.“

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