UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

3. Oktober 2001

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Facetten der gläsernen Welt


Zwei Frauen haben „Art & Glas“ gegründet: Maria Schätzmüller-Lukas und Helga Spangenberg gehen mit ihrer Glaswerkstatt neue und ganz eigene Wege.

Kürten-Olpe - „Oh, ist das schön!“ Helga Spangenberg war begeistert, als sie das erste Mal die Werkstatt in der St. Margarethenhöhe 5 betrat. Der Blick wird unwillkürlich angezogen von dem idyllischen Bild vor der großen Fensterfront: Wiese, Dorfteich und Olper Kirche bieten ein beschauliches Panorama. Früher arbeitete in diesen Räumen die Glaserei Fahlenbock, seit September haben sich dort Helga Spangenberg und Maria Schätzmüller-Lukas mit ihrer Werkstatt „Art & Glas“ eingerichtet.

Bevor nun der Blick durchs Fenster fällt, lenken ihn Glasmalereien und Glasbilder ab, die vielfarbig vor den Scheiben hängen. Die zwei Frauen sind keine Freundinnen, sondern gleichberechtigte Geschäftspartnerinnen. Sie haben sich als frisch gebackene Chefinnen neu auf dem Markt etabliert und sind doch alles andere als Prototypen der Existenzgründer: Maria Schätzmüller-Lukas aus Kürten-Kohlgrube, 50 Jahre alt, Mutter von vier Kindern, und Helga Spangenberg aus Bergisch Gladbach-Hand, 42 Jahre alt, ledig. Sie haben den Schritt in die Selbstständigkeit gewählt, weil sie beide großes Knowhow im Bereich Glas besitzen und von ihrer Geschäftsidee überzeugt sind. 

In fünf Jahren, blicken sie ehrgeizig in die Zukunft, solle „Art & Glas“ in Nordrhein-Westfalen ein führender Name für individuelle, kreative und traditionelle Glasgestaltung sein. Der Name Maria Schätzmüller-Lukas ist vielen schon jetzt bekannt. Die 50jährige wird für ihre ungewöhnliche und fantasiereiche Glaskunst geschätzt. Pro Jahr bestreitet sie etwa zehn Einzel- und Gruppenausstellungen, 1987 erhielt sie den Rheinisch-Bergischen Kulturpreis und im Jahr 2000 das einjährige Förderstipendium in der „Alten Scheune“ der Gemeinde Odenthal. Zudem ist sie in mehreren Künstlervereinigungen aktiv.

Was die wenigsten jedoch wissen: Die Künstlerin ist auch Handwerkerin. Als Kunstglasergesellin schloss sie 1972 ihre Ausbildung beim Kürtener Glaskünstler Fritz Hans Lauten ab. Sie ist daher in Bleiverglasung, Scheiben einsetzen und allen anderen typischen Glaser-Arbeiten firm. „Lauten war der Wegbereiter für meinen künstlerischen Sinn“, erzählt Maria Schätzmüller-Lukas, während sie auf die Glasmalerei eines Musikanten blickt. Dieses Lauten-Original steht als Gruß in der neuen Werkstatt. „Er ist praktisch zu meinem Vorbild geworden.“

Doch das Ziel der Kürtenerin, auf die Lehre ein Studium draufzusatteln, musste wegen Heirat und Mutterpflichten warten. Erst nach der Geburt ihres dritten Kindes begann sie mit dem Studium der freien Bildhauerei an der Fachhochschule Köln, das sie 1991 nicht nur mit dem Diplom, sondern auch als Meisterschülerin abschloss. „Ich bin eine glückliche Mutter und eine glückliche Künstlerin“, sagt Maria Schätzmüller-Lukas heute. „Ich kann beides nicht trennen. Die Kraft für das eine schöpfe ich aus dem anderen. Ich habe mir die Zeit wirklich stehlen müssen, als die Kinder kleiner waren, um als Profi-Künstlerin zu arbeiten. Aber die Kinder wachsen und die Kunst auch.“

Und eines Tages keimte die Idee, eine Firma zu gründen. Eine Firma neben der freischaffenden Arbeit. Eine Firma, die Glas, Kunst und Verdienst verbindet. Aber wie? Erster Meilenstein war eine Begegnung der Künstlerin mit Annika Edelmann, Chefin der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Die beiden Frauen trafen sich bei einer Ausstellung im Moitzfelder TechnologiePark, als eine gläserne Hängematte zwischen den Bäumen schwang und weitere Objekte der 50-Jährigen das Gelände verschönten. Die vage Idee der Selbstständigkeit wurde von Annika Edelmann gleich konkretisiert: „Ich schicke Ihnen mal den Herrn Mayer.“

Von dem RBW-Spezialisten für Existenzgründungen war Maria Schätzmüller-Lukas begeistert: „Das ist ein toller Mann. Der hat mich so motiviert, dass ich irgendwann an mich geglaubt habe.“ Ohne ihn, ist sie sich sicher, hätte sie die Firmengründung nicht gewagt. Zweiter Meilenstein der Firmengenese war die Begegnung mit Helga Spangenberg. Die beiden Frauen hatten sich 20 Jahre nicht gesehen, trafen sich in einer Bergisch Gladbacher Glaserei und tauschten Pläne aus.

Nicht lang gefackelt

Helga Spangenberg erzählte, dass sie als angestellte Glas- und Porzellanmeisterin arbeite. Ihre Ausbildung hatte sie mit einem Familienwappen als Kammersiegerin und zweite Landessiegerin abgeschlossen. Ihre Fähigkeiten erstrecken sich bei der Glasbearbeitung von A bis Z, inklusive Glasmalerei, Gravieren und Scheiben einsetzen. Als sie erfuhr, dass sich die alte Bekannte am liebsten mit einer Partnerin selbstständig machen würde, fackelte sie nicht lange: Sie kündigte.

Ein glücklicher Zufall beschleunigte die Firmengründung: Die Glaserei Fahlenbock wollte ihre Räume in Olpe just in dem Moment aufgeben, als die zwei Glas-Frauen eine Werkstatt suchten. So mussten sie nur wenig umbauen. Zu den wenigen neuen Einrichtungsgegenständen gehört der gläserne Schreibtisch an der Tür, dessen Fuß mit Glasscherben gefüllt ist und der sich oberhalb der Tischkante als CD-Fach verlängert. „Wir ergänzen uns prima", meint Helga Spangenberg. „Innovativ - das ist die Maria. Traditionell - das bin ich.“

Vor diesem Hintergrund bieten sie Bleiverglasungen und Glasmalereien für Privat- und Geschäftsleute an. Sie fertigen Spiegel, Lampen, Glasbilder und kunstgewerbliche Artikel wie die aus Drahtgeflecht gefertigten „Engelchen und Teufelchen“, die durchsichtigen Frühstücksbrettchen und die Rahmen für Fotos. Glasereien, Schreinereien und Geschenkartikelläden sind für die zwei Geschäftsfrauen wichtige Partner. Architekten und Landschaftsgärtner sollen hinzukommen.

Zugleich ist „Art und Glas“ aber auch Anlaufstelle für jeden einzelnen Glasinteressenten. Stöbern in der Werkstatt ist werktags von 9 bis 16 Uhr ausdrücklich erlaubt. Der idyllische Blick auf die Olper Kirche inbegriffen.

Eröffnung von "Art & Glas": Freitag, 5. Oktober, 11 bis 20 Uhr

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