UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

30. Oktober 2002

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Charme des Schilderwalds

Es wird kalt. In Gartenratgebern gibt’s nun schon wieder Tipps zur Überwinterung: Anhäufeln von Stroh um Rosenstämme, Abdecken von empfindlichen Stauden und ähnliches. Sind auch Schilder kälteempfindlicher als gedacht? Macht es auch bei ihnen Sinn, die nackten Pfähle liebevoll zu ummanteln, damit sie dem bergischen Winter trotzen?

Dieser Gedanke legt sich denen nahe, die durch Grube Kley gehen oder fahren. Denn in diesem kleinen Bergisch Gladbacher Ortsbereich steht eins der Schilder, die auf die kommunalen Gewerbegebiete hinweisen. Etwa 80 Schilder hat die Stadt montiert, um den Weg zu den zwölf Gewerbestandorten zu erleichtern. Fast ein Jahr hat die Prozedur gedauert: Im September 2001 kam das erste Schild in den Boden, kurz nach den Sommerferien 2002 das letzte.

Das Schild in Grube Kley, das bereits monatelang steht, hat jedoch den Charme der Bauarbeiten behalten: Die rotweißen Warnbaken sind immer noch aufgestellt, das Flatterband ist immer noch gespannt. Beides ist inzwischen nett eingegrünt, denn während rundherum die Wiesen und Straßenränder gemäht wurden, konnten die Gräser im Absperrgebiet unversehrt gedeihen. Erst frisch und grün, jetzt verblassend und braun.

Ein kleines Biotop. Mit welchem Zweck? Sollten städtische Mitarbeiter aus Versehen vergessen haben... Nein, nicht denkbar. Schließlich hätte ja auffallen müssen, dass zwei Warnbaken im Arsenal fehlen. Und der eine oder andere städtische Mitarbeiter wird in den letzten Monaten ja wohl auch mal auf der B 506 unterwegs gewesen sein. Kinder munkeln, es könne ein Schatz dort vergraben liegen. Aber vielleicht ist die vermeintliche Dauer-Baustelle ein Testgebiet, das den Einfluss eines während der Kälteperiode warm umwucherten Pfahls auf die Haltbarkeit des Schildes untersucht. Verwaltungen lieben ja Gutachten. Und schließlich ist der an freiem Feld gelegene Standort besonders Wind und Wetter ausgesetzt.

Wie dem auch sei: Für die Stadt, die ihren Schilderwald aufgeforstet hat, scheint über die Sache buchstäblich schon Gras gewachsen zu sein.

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